Das sind die neuen Xbox-Konsolen von Microsoft. Der Star der anstehenden Generation ist aber ohnehin der Game Pass.

Foto: Microsoft

Nach einem monatelangen Eiertanz ist die Katze aus dem Sack: Xbox Series X und Xbox Series S gehen am 10. November in den Verkauf und kosten 499 beziehungsweise 299 Euro. Das erstgenannte Spielgerät richtet sich an Konsoleros, die 4K-Gaming ganz ohne Abstriche wollen. Mit der Series S will man zum Kampfpreis und deutlich schwächerer Hardware die Massen ansprechen. Dafür verzichtet man auf 4K-Auflösung.

Xbox

Der Game Pass ist nun noch besser

Der Star der neuen Generation von Microsoft ist aber ohnehin nicht mehr die Xbox, sondern der Game Pass. Mit diesem will man sowohl Gelegenheits- als auch Vielspieler ansprechen. Das Paket ist attraktiv und durch die Integration von EA Play noch um ein bedeutendes Stück besser geworden. So sind ab Ende des Jahres auch die massenwirksamen Titel von EA Teil des Game Pass. Microsoft ist damit ein ordentlicher Coup gelungen.

Komplette Neuausrichtung unter Spencer

Generell hat der Konzern bei seiner Gaming-Sparte vorab sehr viel richtig gemacht. Man erinnere sich an die vergangene Generation, als man viele Spieler mit fragwürdigen Entscheidungen vergraulte. Mit Phil Spencer als neuem Xbox-Chef hat sich Microsoft aber gemausert. Vielversprechende Entwicklerstudios wurden übernommen, der Spieler ins Zentrum gerückt und eine Öffnung vollzogen. Gewissermaßen war eine Neuausrichtung auch nötig, um gegen Sony nicht erneut derart unterzugehen.

Sony hat seinen Platz gefunden

Der japanische Konzern geht als deutlicher Platzhirsch ins Rennen und setzt auf die bekannten Stärken. Mit herausragenden Exklusivtiteln bindet man Spieler an die Plattform. Dies funktionierte in der Vergangenheit und wird mit Sicherheit auch bei der PS5 funktionieren. Technisch ist die Konsole der Xbox Series X unterlegen, was aber nur für eine Minderheit ein ausschlaggebender Kaufgrund ist. Es sind die Spiele, mit denen Sony punkten konnte und wird.

Microsoft

Mit dem "Netflix für Spiele" zum Erfolg

Trotz großer Investments hat Microsoft Schwierigkeiten, hier etwas entgegenzusetzen. Dies dürfte auch dazu geführt haben, dass der Konzern einen ganz anderen Weg einschlug. Mit dem Game Pass will der Hersteller nun eine Art "Netflix für Spiele" etablieren. Man zahlt eine monatliche Gebühr und kann dadurch auf eine Fülle an Games zurückgreifen. Streaming soll in naher Zukunft dann auch eine Rolle spielen. Cloudgaming ist aufgrund der Infrastruktur aber bei weitem noch nicht massentauglich und wird es wohl auch in den nächsten Jahren nicht sein.

Mangelnder VR-Support als Manko

Ein paar Unstimmigkeiten gibt es aber sehr wohl. Virtual Reality wird bei den neuen Xbox-Konsolen keine große Rolle spielen. Dies macht aufgrund des Fokus auf den Game Pass Sinn, ist aber eine vertane Chance. So hätte man die Xbox Series X als einfache und potente Plug-and-Play-Maschine für VR vermarkten können. An der Hardware soll es nämlich nicht scheitern. Diese ist für die virtuelle Realität bestens gerüstet.

HALO

Kein hauseigener Blockbuster zum Start

Dass die neue Xbox-Generation gänzlich ohne Blockbuster startet, ist ebenso nicht von der Hand zu weisen. Halo: Infinite wurde nach schlechten Reaktionen auf 2021 verschoben. Die Entscheidung dürfte Microsoft nicht allzu leicht gefallen sein. Mit dem Wegfall des Spiels zum Launch gibt es nun auch einen bedeutenden Grund weniger, sich eine neue Xbox zu holen. Anerkennen muss man allerdings, dass der Konzern sich dazu entschieden hat, kein halbgares Produkt auf den Markt zu werfen, nur um die Verkäufe anzutreiben.

Fokus auf Abo könnte auch abschrecken

Und auch der Fokus auf den Game Pass dürfte nicht überall gut ankommen. Gaming-Abos sind zwar bequem, man begibt sich dabei aber in eine deutliche Abhängigkeit von dem Anbieter. Games können einfach verschwinden und die Qualität des Sortiments von Zeit zu Zeit (stark) variieren. Auch inhaltliche Anpassungen durch den Hersteller sind so möglich. Und letztlich könnte ein derartiges Abo auch den Wert von Games allgemein drücken, wie es schon bei der Musikindustrie durch Spotify & Co passiert ist. Zugute halten muss man Microsoft jedoch, dass man auch weiterhin Spiele ganz traditionell kaufen kann – wenn man denn zur Xbox Series X mit Laufwerk greift.

Xbox

Vorab (fast) alles richtig gemacht

Angesichts der komplett unterschiedlichen Herangehensweisen sind die Karten zwischen der Xbox und der Playstation neu gemischt. Die Sony-Konsole wird sich mit Sicherheit deutlich besser verkaufen. Microsofts Taktik mit dem Game Pass könnte ebenso aufgehen – wenngleich man bei den Hardwareverkäufen in einer anderen Liga spielen wird. Eines muss man aber auf jeden Fall eingestehen: Microsoft hat vorab (fast) alles richtig gemacht. (Daniel Koller, 12.9.2020)