Die Vernichtung von Arten und Population kann gestoppt werden, doch es bedarf dafür "enormer Anstrengungen", meinen die Wissenschafter.

Foto: EPA/CRISTOBAL HERRERA-ULASHKEVICH

Berlin – Der in dieser Woche veröffentlichte "Living Planet Report" zeichnet ein düsteres Bild vom Zustand der Tierwelt auf unserem Planeten. Bei der Studie wurden fast 21.000 Tierpopulationen von rund 4.300 Arten genauer analysiert. Das Ergebnis: In den letzten 50 Jahren sind die untersuchten Populationen von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen im Schnitt um über zwei Drittel eingebrochen. Die prozentuale Veränderung spiegelt die durchschnittliche proportionale Veränderung der Größe der Bestände über einen längeren Zeitraum wider – nicht die Anzahl der verlorenen Einzeltiere. Der WWF, Mitherausgeber der Studie, stellt als Haupttreiber Flächenfraß, Übernutzung, Entwaldung und illegaler Handel fest.

Mehr Schutzgebiete...

Wie man dieser dramatischen Entwicklung entgegentreten könnte, hat nun ein Forscherteam um Experten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in einer aktuellen "Nature"-Studie formuliert: Eine deutliche Ausweitung von Naturschutzgebieten und ein Umbau des globalen Systems der Nahrungsmittelversorgung könnten den Rückgang von Tier- und Pflanzenarten bis zum Jahr 2050 stoppen.

Den Berechnungen des internationalen Wissenschafterteams zufolge müsste der Anteil von Schutzgebieten an der Landfläche der Erde bis 2050 auf 40 Prozent erhöht werden. 2010 lag dieser erst bei 15,5 Prozent. Parallel müssten erodierte oder anderweitig in Mitleidenschaft gezogene Bodenflächen im großem Stil wieder aufgeforstet und renaturiert werden. Der Anteil dieser Flächen müsste bis 2050 auf weitere acht Prozent der Landmassen steigen.

... und weniger Fleischverzehr

Weiterhin wäre ein nachhaltiger Komplettumbau der Systeme zur Nahrungsmittelerzeugung und -verteilung erforderlich, um dem dramatischen Schwund an globaler Biodiversität in den kommenden drei Jahrzehnten noch aufzuhalten. Dazu gehörten eine deutliche Verringerung der Lebensmittelabfälle und des Konsums tierischer Produkte sowie eine nachhaltigere Intensivierung der Landwirtschaft.

Ein Stopp des Aussterbens von Tier- und Pflanzenarten sei nur durch "enorme Anstrengungen" erreichbar, erklärte der PIK-Wissenschafter und Mitautor Hermann Lotze-Campen zu den Modellrechnungen. Die Alternative allerdings sei "düster". Derzeit sei mehr als eine Million Tier- und Pflanzenarten weltweit vom Aussterben bedroht. (red, APA, 14.9.2020)