Die Tiny-House-Bewegung steht für Verzicht, Reduktion, Minimalismus und Nachhaltigkeit.

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Kaum ein Thema im Immobilienbereich ist so aufgeladen mit Emotionen wie das Tiny House. Allem Anschein nach gilt hier: Man liebt es, oder man hasst es. Wobei der Hass nur jenen gilt, die es vermeintlich falsch machen und die den Sinn dahinter nicht verstehen. Denn das Tiny House ist mehr als ein Haus mit überschaubarem Grundriss, es ist eine Lebenseinstellung. Und zwar eine, die auf Verzicht, Reduktion und Minimalismus beruht. Wer der Bewegung angehört, der besitzt nur wenig, will der Umwelt zuliebe Ressourcen – wie Boden, Baumaterial und Energiekosten – schonen und verzichtet auf das Leben auf großem Fuß. Die Bezeichnung Tiny House meint das alles mit.

Wer es anders macht, sein kleines Haus ein Tiny House nennt, aber darin im Überfluss lebt, es als zusätzliches Büro, Gästehaus oder Zweitwohnsitz nutzt, der ist dem Tiny-House-Movement klarerweise ein Dorn im Auge – werden so doch mehr Ressourcen verbraucht, als wenn es das Tiny House erst gar nicht gäbe.

Vermeintliche Nachhaltigkeit

Zuletzt ist genau das passiert: Das Tiny House ist zur Modeerscheinung geworden, zum Gag, zum Accessoire und zum It-Piece. Wer was auf sich hält, der hat eins und schreibt sich so Nachhaltigkeit auf seine Fahne. Aber ausschließlich darin wohnen und sich tatsächlich reduzieren – der Umwelt zuliebe –, das tun viele nicht. Der Groll aus der Tiny-House-Community ist folglich groß.

Allerdings könnte man es auch so sehen: Wer ein zusätzliches Büro braucht, sich einen Zweitwohnsitz wünscht oder ein Gästehaus im Garten bauen will, der wird dies ohnehin tun. Allerdings: Dank des Trends zum Tiny House haben sich die Grundrisse dieser Bauvorhaben nun oftmals reduziert. Und das allein ist doch schon ein Gewinn – für die Umwelt, für uns alle, und letztlich auch für die Tiny-House-Bewegung. (Bernadette Redl, 11.9.2020)