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Aufdecker Bob Woodward knöpft sich zum zweiten Mal Donald Trump vor. Kontakt nahm er schon 2017 im Trump Tower in New York auf (Foto).

Foto: AP / Andrew Harnik

Um ein Haar hätte die Karriere von Amerikas berühmtestem Aufdecker ihr Ende gefunden, noch bevor sie richtig begonnen hat. Denn als sich Bob Woodward 1970 am Ende seines Praktikums bei der "Washington Post" um eine feste Stelle bewarb, wies man ihn ab. Zu wenig Erfahrung, hieß es. Wer weiß, welchen Lauf die Geschichte genommen hätte, wäre er nach der Enttäuschung doch dem Rat seines Vaters gefolgt, der seinen Sohn nach dem Militärdienst lieber auf der Jus-Fakultät von Harvard gesehen hätte denn in einer Redaktionsstube.

US-Präsident Richard Nixon wäre vielleicht nicht zurückgetreten. Schließlich war es ausgerechnet der Jungreporter Woodward, der beim zweiten Versuch bei der Post gemeinsam mit Carl Bernstein einem rätselhaften Einbruch in ein Büro der US-Demokraten nachzuspüren hatte, das in einem Hotel eingemietet war. Dessen Name: Watergate.

Zwei Jahre lang folgten die beiden Endzwanziger Hinweisen, trafen sich mit einem – erst 2005 enttarnten – FBI-Agenten und halfen dabei, die Schlinge um Nixons Hals immer enger zu ziehen, bis der Republikaner 1974 wegen Machtmissbrauchs den Hut nehmen musste. Die Journalisten-Legende Bob Woodward war geboren.

"Dann erzählen Sie dir eine Presseaussendung"

An die Pension denkt Woodward, inzwischen 77, in dritter Ehe verheiratet und Vater zweier Töchter, auch heute noch nicht. Schließlich sitzt mit Donald Trump ein Nachfolger Nixons im Weißen Haus, der ihn nun schon zwei Bücher lang beschäftigt. 2018 erschien "Furcht: Trump im Weißen Haus", dieser Tage folgt mit "Rage" ("Wut") seine zweite Nabelschau der Ära Trump. Diesmal sprach der Präsident, anders als davor, auch persönlich mit ihm.

Woodward, der zu Nixons Sturz beitrug und Trump für "nicht geeignet" hält, ist aber keineswegs der Paradeliberale, als den ihn der aktuelle Präsident jetzt vermutlich darstellen wird. So widmete er Barack Obama ("Obamas Kriege") ebenso sein kritisches Augenmerk, wie er George W. Bushs Begründung des Irakkriegs, nämlich dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen besitze, anfangs guthieß.

Dass der zweimalige Pulitzerpreis-Gewinner für seine Geschichten gern anonyme Quellen zitiert, wurde in den fünf Jahrzehnten seiner Karriere zu einem Markenzeichen. 2018, als Furcht erschien, erklärte er das im New York Times-Podcast Daily so: "Wenn man sie aufnimmt, bekommt man nicht die wahre Geschichte erzählt, sondern nur eine Presseaussendung." (Florian Niederndorfer, 10.9.2020)