Ein banal anmutender Umweltfaktor hat Einfluss auf eine der Geißeln des Alters, die Osteoporose: nämlich die Umgebungstemperatur. Das berichten Forscher der Universität Genf nach Mäuseversuchen und der Auswertung statistischer Daten über die Häufigkeit von Knochenschwund-bedingten Verletzungen in verschiedenen Klimazonen.

Rolle der Darmflora

Für seine Versuchsreihe ließ das Team um Claire Chevalier Mäuse in Umgebungen mit unterschiedlicher Temperatur leben – die einen bei 34 Grad, die anderen bei normaler Zimmertemperatur. Spätere Messungen der Knochendichte ergaben bei den Mäusen aus der wärmeren Umgebung bessere Werte. Wie die Forscher im Fachmagazin "Cell Metabolism" berichten, sollen höhere Temperaturen die Darmflora ankurbeln, wodurch die Knochendichte und -festigkeit gefördert würden.

Um diesen Zusammenhang zu überprüfen, transplantierten die Forscher in einem weiteren Versuch die Darmflora von Mäusen aus der warmen Umgebung in solche, die unter Osteoporose litten. Daraufhin verbesserte sich deren Knochenqualität schlagartig. Denn Bakterien im Darm synthetisieren bei Wärme mehr Polyamine, während sich deren Abbau verringert. Diese Moleküle spielen eine wichtige Rolle bei der Knochengesundheit. Cocktails aus bestimmten Bakterien könnten daher laut den Forschern helfen, Knochenerkrankungen künftig besser zu behandeln.

Blick auf die Statistik

In ihrer Studie verweisen die Forscher zudem auf globale epidemiologische Daten, denen zufolge der Zusammenhang zwischen Wärme und Knochenschwund auch beim Menschen gelten dürfte. So würden Menschen in nördlichen Ländern häufiger Hüftfrakturen erleiden als im warmen Süden. Diese Korrelation soll laut Chevalier unabhängig von anderen Faktoren wie einem Mangel an Vitamin D oder Kalzium gelten. (APA, red, 19. 9. 2020)