"Der letzte Tag von Pompeji": Schrecken und Tod durch den Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79, dramatisch in Szene gesetzt vom russischen Maler Karl Pawlowitsch Brjullow in den Jahren 1830 bis 1833.

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Wann genau sich die verheerende Eruption des Vesuvs im Jahr 79 unserer Zeitrechnung ereignete, ist fast 2000 Jahre später immer noch unklar. Erst 2018 stieß man bei Ausgrabungen in Pompeji auf ein Graffito, das vermutlich vom 17. Oktober des Jahres 79 stammt. Deshalb geht man heute davon aus, dass der Vulkanausbruch, der Pompeji, Herculaneum und zwei weitere Städte unter einer bis zu 25 Meter hohen Schicht aus vulkanischer Asche und Bimsstein begrub, am 24. Oktober stattgefunden haben dürfte.

Die Wissenschaft weiß aber mittlerweile jede Menge über die Stärke der Eruption und die Abfolge des dramatischen Geschehens: Insgesamt setzte der Vesuv hunderttausendmal mehr thermische Energie frei als die Hiroshima-Bombe, und zum Höhepunkt des Ausbruchs entließ der Vulkan, der nur zehn Kilometer von Pompeji entfernt liegt, pro Sekunde 1,5 Millionen Tonnen geschmolzenes Gestein.

Pompeji im Sommer 2020 mit Blick auf den zehn Kilometer entfernten Vesuv. Mundnasenschutz kann heute Leben retten, damals aber nicht. Rettend war damals nur eine rasche Flucht.
AFP

Chronologie der Eruption

Dennoch haben etliche Bewohner den Vulkanausbruch überlebt. Doch wie war das möglich? Das liegt vor allem daran, dass bei einem Vulkanausbruch wie dem des Vesuvs, der am Vormittag begann, zunächst einmal sehr heiße Gase und Lava mit enormer Wucht kilometerhoch in die Atmosphäre geblasen werden und die ersten Asche- und Bimssteinregen noch relativ harmlos sind. Erst wenn der enorme Druck nachlässt, fliegen die Lavamassen nicht mehr so hoch – und werden immer gefährlicher. Rund 38 Prozent der 20.000 Opfer Pompejis starben in dieser Phase.

In den ersten Morgenstunden des nächsten Tages kam es dann zu fünf pyroklastischen Strömen: Dabei wälzten sich bis zu 800 Grad heiße Feststoff-Gas-Mischungen in Lawinentempo nach Pompeji und töteten all jene Bewohner, die in den Häusern der Stadt zuvor noch Schutz gefunden hatten. Mit anderen Worten: Die Menschen hatten am Nachmittag des 24. ein paar Stunden Zeit, sich möglichst weit von Pompeji zu entfernen, um dem Inferno zu entgehen, wie das Magazin "Wired" recherchierte.

Auf die Richtung kam es an

Doch es kam auch auf die richtige Richtung an. Im Wesentlichen gab es drei Optionen: eine Flucht aufs Meer in westlicher Richtung, entlang der Küste über Herculaneum nach Neapel oder nach Süden nach Stabiae und noch weiter.

Die Flucht am Boot war eher keine gute Idee, wie Tote im Bootshaus von Herculaneum zeigen. Der Wind blies vermutlich landeinwärts. Wer sich in Richtung Süden entfernte, musste das rasch und weit genug tun, denn der Wind blies den tödliche Ascheregen in diese Richtung. So starb Plinius der Ältere (der Onkel des Jüngeren, der über die Eruption berichtete) am 25. in Stabiae, rund sieben Kilometer südlich von Pompeji. Sicher war man erst etliche Kilometer weiter im Süd(west)en.

Der Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79: schwarzgrau die tödliche Aschewolke, grün die einzigen Fluchtrouten, die das Überleben sicherten.
Grafik: Der Standard

Die meisten de wenigen Überlebenden entkamen in Richtung Neapel, das gut 20 Kilometer entfernt liegt. Doch rasches Handeln war gefragt. Zunächst musste man nämlich erst noch Herculaneum passieren – und dafür war Eile geboten: Denn bereits gegen 17 Uhr wurde die Stadt am Fuße des Vulkans, wo 5.000 Menschen starben, von einem ersten pyroklastischen Strom heimgesucht. Und danach war es zu spät. (tasch, 12.9.2020)