Freche Figuren auf unverschämt bunten Farbwiesen: Hier zu sehen "Das Mondscheinlied".
Foto: Christian Ludwig Attersee

Anlässlich des 80. Geburtstags von Christian Ludwig Attersee eröffneten gleich mehrere Jubiläumsausstellungen mit Werken des Künstlers. So werden in der Galerie Schloss Parz in Oberösterreich – etwa 50 Autominuten von jenem See entfernt, dem der 1940 in Pressburg geborene, als Multitalent der österreichischen Pop-Art gefeierte Künstler und dreifache Segelstaatsmeister seinen Künstlernamen verdankt – Bilder der letzten 40 Jahre gezeigt. Eine geballte Ladung.

Auch in der Wiener Galerie Ernst Hilger gibt es seit Donnerstag neue "atterseeisierte" Papierarbeiten – wie sie der Künstler selbst nennt – zu sehen. Den Lockdown nutzend, schuf er sie während der letzten Monate und erweiterte so sein Gesamtkunstwerk. Auch wenn das Format der Mischtechniken auf Karton in Zentimetern nicht überdimensional ausfällt, ist es allein die Anzahl, die hier überwältigt: Mehr als 40 neue Werke – darunter auch größere Acrylleinwände – prangen da mit unverschämter Farbigkeit und frechen Figuren an den Wänden.

Die Kontur gibt den Ton an

Seine nur skizzierten Figuren setzt Attersee einfach auf die abstrakten Farbschichten, die diesen als fruchtig-fleischige Spielwiese dienen. Hier gibt die Kontur den Ton an. Fast scheint es, als ob die Protagonisten zwischen den expressiven Bildwelten hin- und herhüpfen würden. Was führen sie da im Schilde? Menschliche Körper verwachsen mit tierischen Köpfen und Gliedmaßen, vor allem Fische und Vögel tauchen immer wieder auf.

Typisch für Attersee sind die zusammengesetzten Titel, die auch immer auf dem Bild selbst vermerkt sind: Jesusjagd, Waldbeginn oder auch der zehnteilige Zyklus Apfelfärbergeschichten.

Im Gemälde Perlenfleisch gipfelt das intensive Zusammenspiel: Die Figur schwimmt im Aquarium, der Fisch treibt durch die Luft, die Kombination aus Titel und pink-blauer Farborgie erledigt den Rest. Chapeau, Herr Attersee! (Katharina Rustler, 12.9.2020)