Peking – Nach dem ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland hat China ein Importverbot für deutsches Schweinefleisch verhängt. Das berichtete die chinesische Zollverwaltung am Samstag. China ist der größte Abnehmer für Schweinefleisch aus Deutschland außerhalb der EU.

Das Verbot gilt nach Zollangaben von Samstag an. Alle Lieferungen von Fleisch und Produkten von Schweinen oder Wildschweinen, die danach verschifft werden, sollen nach der Anweisung des chinesischen Zoll zerstört oder zurückgeschickt werden. Alle Lieferungen, die vorher geschickt worden seien, sollen verschärft untersucht werden, bevor sie freigegeben werden, heißt es in der Mitteilung.

Deutsche Bauern bangen um wichtiges Exportgeschäft.
Foto: APA/dpa/Frank Rumpenhorst

Deutsche Schweinefleisch-Exporte nach China und in andere Länder außerhalb der EU waren bereits zuvor gestoppt worden, weil laut dem deutschen Landwirtschaftsministerium dafür notwendige Zertifikate wegen des Schweinepest-Falls nicht mehr ausgestellt werden können.

Für Menschen ungefährlich

Das deutsche Agrarministerium erklärte auf Anfrage am frühen Samstagnachmittag, ein entsprechendes Schreiben der chinesischen Seite liege nicht vor. Das Verbot erfolgte zwei Tage nachdem die für Schweine tödliche, aber für Menschen ungefährliche Tierseuche erstmals bei einem toten Wildschwein in Brandenburg nahe der Grenze zu Polen nachgewiesen worden war.

China ist der größte Konsument von Schweinefleisch weltweit. Da es seit Ende 2018 selbst gegen einen massiven Ausbruch der Schweinepest kämpfen muss, hat das Land strenge Maßnahmen ergriffen. Weit mehr als 100 Millionen Tiere sind im vergangenen Jahr in China verendet oder mussten notgeschlachtet werden. Interessant sind die asiatischen Märkte auch deshalb, weil dort Ohren oder Pfoten gefragt sind, die hierzulande kaum Abnehmer finden.

Große Sorge

Damit bestätigt sich eine der größten Sorgen der Schweinehalter und der Fleischwirtschaft. Ein Wegbrechen des chinesischen Marktes "würde uns sehr, sehr stark treffen", hatte der deutsche Bauernpräsident Joachim Rukwied am Freitag im ZDF gesagt. Das deutsche Agrarministerium spricht nach eigenen früheren Angaben mit mehreren Nicht-EU-Staaten über weitere Handelsmöglichkeiten. Ziel ist, Exportstopps wegen der Tierseuche nur auf Schweinehalter aus betroffenen deutschen Regionen zu begrenzen.

Ein infiziertes Wildschwein in der Nähe der polnisch-deutschen Grenze gilt als der erste Fall in Deutschland.
Foto: University of Georgia/ Lyons

Der Fundort des toten infizierten Wildschweins in Brandenburg wird derzeit eingezäunt. In einer Kernzone von drei Kilometern rund um den Fundort wird seit Freitag ein mobiler Elektrozaun mit einer Länge von zwölf Kilometern errichtet. Der Zaunaufbau sollte noch am Samstag abgeschlossen sein, wie die betroffenen Landkreise Spree-Neiße und Oder-Spree mitteilten.

Problem Speiseabfälle

Ein Übertreten der Tierseuche nach Deutschland war seit längerem befürchtet worden. Im März war in Polen ein daran gestorbenes Wildschwein nur etwas mehr als zehn Kilometer vor der Grenze zu Deutschland entdeckt worden. Als Ursache für die Verbreitung in Europa vor allem über längere Entfernungen wird achtloses Wegwerfen von Speiseabfällen vermutet, die den Erreger enthalten. Das deutsche Agrarministerium ruft deshalb bereit seit Jahren unter anderem Autofahrer aus Osteuropa zur Vorsicht auf. (APA, red, 12.9.2020)