Naomi Osaka behält ihre weiße Weste in Grand-Slam-Finals. Zwei Jahre nach ihrem ersten Titel bei den US Open ist die Japanerin wieder die Königin von New York. Im Endspiel am Samstag setzte sich die frühere Weltranglistenerste gegen die Belarussin Viktoria Asarenka nach einem miserablen Start mit 1:6, 6:3, 6:3 durch und sicherte sich in ihrem dritten Major-Finale den dritten Titel nach den US Open 2018 und den Australian Open 2019.

"Es war ein hartes Match für mich. Ich habe irgendwann gedacht, es wäre peinlich, wenn ich in unter einer Stunde verliere", sagte Osaka bei der Siegerehrung, nachdem sie sich nach dem Matchball erst einmal auf den Rücken gelegt hatte.

Im Ziel.
Foto: EPA/LANE

Für Asarenka war es indes die dritte Finalniederlage bei den US Open, 2012 und 2013 hatte sie jeweils gegen Serena Williams verloren. In den selben Jahren hatte sie bei den Australian Open ihre einzigen beiden Grand-Slam-Titel gewonnen. Danach wurde sie von Verletzungen und Formkrisen zurückgeworfen, darüber hinaus geriet sie nach der Geburt ihres Sohnes Leo 2016 in einen Sorgerechtsstreit mit dem Vater des Kindes. Kalifornien, wo die 31-Jährige wohnte, konnte sie daher erst wieder ab Mitte 2018 verlassen.

US Open Tennis Championships
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Rückschläge

Auch die 22 Jahre alte Osaka, die in der Weltrangliste auf Rang drei klettert, erlebte in New York eine Genugtuung nach einigen Rückschlägen. Nach ihren beiden Grand-Slam-Titeln war sie die Nummer eins der Welt – doch die Japanerin kam mit den hohen Erwartungen anschließend nicht zurecht, bei den folgenden vier Major-Turnieren kam sie nicht mehr über das Achtelfinale hinaus.

"Meine Mentalität ist ganz anders als vor zwei Jahren", sagte sie nun vor dem Finale: "Ich habe durch Höhen und Tiefen viel gelernt. Ich bin mental stärker und fühle mich fitter."

Engagement

Osaka glänzte in Flushing Meadows aber nicht nur sportlich auf dem Court, sondern auch als Stimme gegen Polizeigewalt und Rassismus. Vor jeder Partie in New York trug sie einen Mund-Nase-Schutz, auf dem der Name eines Opfers von Polizeibrutalität in den USA stand. Am Samstag erinnerte sie so an Tamir Rice, der Schüler war 2014 im Alter von zwölf Jahren in Cleveland/Ohio von einem Polizisten erschossen worden.

Osakas Trainer Wim Fissette sah einen nervösen Beginn seines Schützlings, der ungewohnt viele Fehler machte. Asarenka agierte hingegen hochkonzentriert und dominierte mit ihrer kontrollierten Vorhand das Match. Beim Stand von 1:4 schmiss Osaka bereits entnervt ihren Schläger, schon nach 26 Minuten verwandelte Asarenka ihren ersten Satzball.

Nach dem Finale.
Foto: AFP/BELLO

In Osaka und Asarenka standen sich die beiden besten Spielerinnen seit der Corona-Unterbrechung gegenüber. Schon beim Vorbereitungsturnier an gleicher Stelle standen beide im Finale, Osaka musste jedoch wegen Problemen in der linken hinteren Oberschenkelmuskulatur passen.

Hin und her

Im zweiten Satz lief zunächst wieder alles in Asarenkas Richtung, erneut nahm sie Osaka den Aufschlag zum 2:0 ab. Doch die Japanerin stemmte sich gegen die drohende Niederlage, holte sich direkt das Rebreak. Auf einmal wackelte die Gegnerin, während Osaka immer befreiter aufspielte und druckvoller wurde. Mit einem weiteren Break holte sie sich den zweiten Durchgang.

Osaka strahlte nun immenses Selbstvertrauen aus, Asarenka hielt dagegen – endlich war es der im Vorfeld erwartete hochklassige Schlagabtausch. Das Break zum 3:1 verlieh der Japanerin weiteren Rückenwind, direkt danach wehrte sie drei Breakchancen ihrer Gegnerin ab. Asarenka kämpfte aber verbissen weiter und schöpfte nach dem Rebreak zum 3:4 noch einmal Hoffnung. Als sie jedoch danach ihren Aufschlag wieder abgab, war Osaka nicht mehr zu stoppen. (sid, 13.9.2020)