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Schon mit wenig Geld lässt sich in Gold investieren. Wer dabei auf kleinere Stücke setzt statt auf große Barren oder Münzen, ist beim Verkaufen des Edelmetalls flexibler.

Foto: Reuters / Edgar Su

In unsicheren Zeiten steigt die Nachfrage nach Gold. Das hat die Geschichte immer wieder belegt. Als wie unsicher die Menschen die aktuelle Zeit wahrnehmen, zeigt sich daran, dass die Nachfrage nach Gold zuletzt explodiert ist. Vor dem Corona-bedingten Lockdown haben der Handelskrieg zwischen den USA und China sowie die nicht mehr vorhandenen Zinsen die Goldnachfrage angekurbelt. Doch dann kam Corona.

"Im März sind die Kunden bei uns Schlange gestanden", sagt Rudolf Brenner, Gründer des Edelmetallhändlers Philoro. Als man die Geschäfte Lockdown-bedingt schließen musste, haben die Leute Gold und Silber online bestellt. Sogar von kurzfristigen Lieferengpässen war hier und da zu lesen. Philoro hat – wie andere Goldhändler auch – Rekordumsätze verbucht.

Große Zuwächse

Wer im Lockdown zu Gold gegriffen hat, konnte rund 20 Prozent Gewinn je Feinunze (31,1 Gramm) verbuchen. Mittlerweile hat Gold die Marke von 2000 US-Dollar je Feinunze durchschritten und im August ein neues Allzeithoch markiert.

Allein seit Jahresbeginn hat der Preis für das Edelmetall um mehr als 30 Prozent zugelegt. Zur allgemeinen Verunsicherung sind laut Philoro-Chef Brenner zuletzt die Ausweitung der Geldmenge im Zuge der Corona-Hilfspakete und damit die Angst vor der Inflation als Motiv für den Griff zum Gold hinzugekommen. Außerdem stehen die US-Wahlen an, und geopolitische Spannungen nähren das Gefühl der allgemeinen Verunsicherung.

"Immer wenn die Vertrauenskrise groß ist, ist die Nachfrage nach Gold auch groß", fasst Brenner zusammen. Dass Gold ein sicherer Hafen ist, hat Brenner in seinen Kindheitstagen schon kennengelernt – bei den Besuchen bei seiner Oma in der ehemaligen DDR. "In der DDR war Gold das ultimative Geldaufbewahrungsmittel", sagt Brenner. Seine Affinität zu Realwerten wurde früh geprägt.

Kleinere Einheiten

Philoro ist einer von rund zehn Edelmetallhändlern, die die Lizenz der Combibarren, auch Tafelbarren genannt, verwenden. Damit können kleinere Goldeinheiten gekauft werden. Kunden erhalten teilbare Goldstücke und können beim Verkauf flexibler agieren, weil nur ein Teil des Goldes in Bargeld getauscht werden kann. Barren oder Münzen sind immer nur als ganze Einheit verkaufbar.

Wobei das Verkaufen von Gold derzeit ohnehin kein großes Thema ist. Viele Verkäufer treiben sich am Markt nicht herum. Gold wird im Moment tendenziell gehortet. Privatpersonen in Österreich haben in den vergangenen zehn Jahren rund 700 Tonnen Gold angehäuft. Verkauft wird laut Brenner hingegen Altgold. Also alte Ringe, Löffel oder Schmuckstücke. Das ergibt laut dem Philoro-Chef Sinn. Er rät dazu, Altgold jetzt zu verkaufen und den Erlös in kleinere Goldeinheiten zu tauschen. Denn Goldbarren oder Münzen können weltweit bei jeder Bank verkauft werden. Alte Broschen und Ringe nicht.

Einen weiteren Aspekt für die anhaltende Nachfrage nach Gold nennt Hans Engel, Global Equity Research Expert der Erste Group: "Die globalen Notenbanken (FED, EZB, Bank of Japan) werden wegen der negativen Folgen der Covid-19-Ausbreitung voraussichtlich noch einige Jahre ihre Leitzinsen nicht anheben und durch Staatsanleihenankäufe die Renditen sehr niedrig halten." Die Langfristigkeit dieser Situation werde den Investoren immer stärker bewusst. Die voraussichtlich lange Zeit sehr niedriger Zinsen unterstütze den Goldpreis.

Der globale Goldhandel findet in US-Dollar statt. "Eine Abschwächung des Dollars hat deshalb in der Regel auch steigende Goldpreise zu Folge", erklärt Engel.

Auch Silber glänzt

Aber nicht nur Gold, auch Silber wird stark nachgefragt. Die ETF-Käufe auf Silber sind seit Jahresanfang schneller gestiegen als jene auf Gold. "Die Bestände erhöhten sich um 50 Prozent auf 900 Millionen Unzen", erklärt Benjamin Louvet, Fondsmanager des OFI Precious Metals Funds bei OFI Asset Management. Der Großteil der Produktion kommt aus Süd- und Mittelamerika, zwei Regionen, die von der Corona-Krise hart getroffen wurden. Im aktuellen makroökonomischen Klima wird Silber wahrscheinlich weiterhin das Beste aus seinem Edelmetallstatus machen und sich wie Gold von der Aussicht auf niedrigere Realzinsen leiten lassen. (Bettina Pfluger, 10.9.2020)