Mitarbeiter, die offiziell nur 40 Stunden beschäftigt waren, arbeiteten teilweise über 100 Stunden pro Woche.

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Marchfeld – Bei der Kontrolle des Betriebs eines Gemüsebauern im Marchfeld ist die Finanzpolizei auf eine Ausbeutung der Erntehelfer gestoßen. "Die massive Unterentlohnung von rund vier Euro pro Stunde statt dem gesetzlichen Kollektivvertrag von rund acht Euro stellt [...] einen massiven Verstoß gegen das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz dar", teilte das Finanzministerium am Sonntag auf Facebook mit.

Der am vergangenen Sonntag kontrollierte Betrieb fiel auch auf, weil an diesem Tag alle Erntehelfer Gemüse in einer Halle verpackten, berichtete auch die "Kronen Zeitung". Anhand von Stundenlisten ging hervor, dass die Arbeiter offiziell nur 40 Stunden beschäftigt waren, aber teilweise über 100 Stunden pro Woche arbeiten mussten.

Laut Finanzministerium wurden zwölf der 23 Dienstnehmer zudem bis zu sechs Wochen verspätet bei der Sozialversicherung angemeldet, ein Arbeiter wurde gar nicht eingetragen. "Dieser Dienstnehmer sei laut dem Unternehmer angeblich zur Einschulung vor Ort gewesen, obwohl er bereits in der Vergangenheit im Betrieb gearbeitet hat", hieß es in der Aussendung.

Verfahren eingeleitet

Bei 21 Erntehelfern handelte es sich um Personen aus Drittstaaten, die kaum Deutsch sprachen. Fünf Dolmetscher mussten die Beamten der Finanzpolizei und die Mitarbeitern der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) bei der Kontrolle unterstützen. Finanzamt und ÖGK leiteten laut Mitteilung mehrere Verfahren gegen den Unternehmer ein, dem nun Geldstrafen und bis zu sieben Jahre Haft drohten.

"Keiner der Erntehelfer wurde gerecht für seine Leistung bezahlt", wurde Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) in der Causa zitiert. "Ich habe null Toleranz für Lohndumping und Sozialbetrug und wir werden hier weiter hart durchgreifen", kündigte er an. (APA, 13.9.2020)