US-Präsident Trump untersagte US-Firmen und -Bürgern zuvor Geschäfte mit Tiktok.

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New York – Der chinesische Technologiekonzern Bytedance will Insidern zufolge über eine Partnerschaft mit dem US-Softwarekonzern Oracle einen erzwungen Verkauf seiner Kurzvideoplattform Tiktok in den USA umgehen. Demnach würde Oracle Technologiepartner werden und die Verwaltung der US-Benutzerdaten von Tiktok übernehmen.

So solle ein Verbot in den USA verhindert und zugleich die chinesische Regierung beschwichtigt werde. Auch über einen Einstieg von Oracle bei Tiktok werde verhandelt. Oracle kann damit im Tauziehen um die vor allem mit Tanzeinlagen seiner Mitglieder bekanntgewordene App offenbar den Rivalen Microsoft ausstechen. Microsoft erklärte, der Konzern habe eine Verkaufsabsage von Bytedance erhalten. Der Windows-Riese hatte wochenlang über einen Kauf des Tiktok-Geschäfts in den USA, Kanada, Neuseeland und Australien verhandelt.

Der chinesische Staatsender CGTN berichtete unter Berufung auf Insider, Bytedance werde das US-Geschäft von Tiktok weder an Oracle noch an Microsoft verkaufen und den Quellcode der Videoplattform auch nicht an eine US-Käufer abgeben. Bytedance hatte zuvor auf Druck von US-Präsident Donald Trump Gespräche geführt, um die US-Tochter Tiktok an ein von Oracle oder Microsoft geführtes Konsortium zu veräußern.

Oracle hat keine Erfahrung mit sozialen Medien – ist aber ein Anbieter von Cloud-Diensten und ist zum Beispiel einer der Dienstleister des Videokonferenzdienstes Zoom. Der 76-jährige Oracle-Mitgründer Larry Ellison gilt als einer der wichtigsten Trump-Unterstützer im Silicon Valley. Das "Wall Street Journal" berichtete, nun müssten das Weiße Haus und ein für ausländische Investitionen in den USA zuständiges Gremium dem Deal zustimmen. Auch die "New York Times" und der Finanzdienst Bloomberg schrieben, dass Oracle als Technologiepartner auftreten solle.

US-Frist für Tiktok

Trump drohte wegen Sicherheits- und Datenschutzbedenken im vergangenen Monat mit dem Verbot der beliebten App, sollte diese nicht mehrheitlich in die Hand eines US-Konzerns übergehen. Ob sich Trump mit den Bytedance-Plänen zufrieden geben könnte, ist fraglich, zumal er kurz vor der Präsidentschaftswahl Anfang November besonders unter Druck steht. Er hatte noch am Freitag eine Verlängerung der bis zum 20. September laufenden Frist für Tiktok abgelehnt und gesagt: "Es wird entweder geschlossen oder sie verkaufen es."

Mitte November soll zudem ein weiterer Trump-Erlass in Kraft treten, laut dem sich Bytedance von allen Daten von Nutzern in den Vereinigten Staaten trennen müsse. Auch darf Bytedance in den USA danach kein Eigentum mehr besitzen, das für den Betrieb von Tiktok genutzt werde.

Trump sieht in den Tiktok-Aktivitäten ein Risiko für die nationale Sicherheit. Er befürchtet, dass Informationen der rund 100 Millionen monatlichen Nutzer in den USA mit der chinesischen Regierung geteilt werden könnten. Im August verbot Trump US-Unternehmen Geschäfte mit Tiktok wie auch mit WeChat vom chinesischen Internet-Konzern Tencent. Das Vorgehen schürte die Spannungen im Handelsstreit mit China. Tiktok weist die Vorwürfe zurück und betont unter anderem, dass Daten amerikanischer Nutzer nicht nach China übermittelt würden.

Präzedenzfall Genworth Financial

Insidern zufolge stützt sich ByteDance mit seinen Plänen auf den Verkauf des US-Versicherers Genworth Financial an ein chinesisches Unternehmen vor zwei Jahren. Damals stimmten die US-Behörden zu, weil ein in den USA ansässiger, unabhängiger Dienstleister für die Verwaltung der Daten der amerikanischen Versicherungsnehmer von Genworth hinzugezogen wurde. ByteDance sieht darin eine Art Präzedenzfall.

Microsoft wollte zusammen mit Walmart Tiktok übernehmen. Der US-Einzelhandelsriese hatte mit der Plattform seine Position im Konkurrenzkampf mit Amazon stärken wollen. Man sei weiter an Investitionen interessiert und zu Gesprächen bereit, erklärte Walmart. (Reuters, APA, 14.9.2020)