Von links nach rechts: Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, Apothekerkammerpräsident Philipp Saiko, Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), Obmann Bundeskurie niedergelassene Ärzte, Johannes Steinhart.

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Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) eröffnete die Pressekonferenz, die er am Montag gemeinsam mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Vertretern der Apothekerkammer und Ärzteschaft einberufen hatte, mit einem Appell: "Lassen Sie sich bitte impfen!" Der Aufruf galt nicht nur den anwesenden Journalisten, sondern auch der Wiener Bevölkerung. Der Hintergrund: Diese Saison wird die Stadt Wien eine kostenlose Grippeimpfung für alle anbieten, die gerne eine hätten – solange die Verfügbarkeit reicht.

Insgesamt 400.000 Impfdosen hat die Stadt Wien laut eigenen Angaben besorgt. "Und zwar zu einem Zeitpunkt, wo Corona noch kein Thema war", wie Ludwig ausführte. Das ausgegebene Ziel: die Influenza-Impfrate um das Dreifache erhöhen. In den letzten Jahren lag diese bei etwa acht Prozent. Pro Tag sollen bis zu 3.000 Menschen geimpft werden. Bundesweit wurden für die diesjährige Grippesaison bisher 1,25 Millionen Dosen organisiert. Letzte Saison waren es 765.000 Dosen.

Schwerpunkt auf gefährdete Gruppen

Der Wiener Bürgermeister verwies darauf, dass Kinder bei der Grippe – im Gegensatz zu Corona – zu den sogenannten Superspreadern gehören. Auf Kinder soll deshalb neben anderen ein Schwerpunkt gelegt werden – die Grippeimpfung wurde heuer auch in das Gratis-Kinderimpfprogramm des Bundes aufgenommen.

In Wien will man zusätzlich auf Senioren als besonders gefährdete Gruppe, chronisch Kranke und Gesundheits- und Pflegepersonal einen Schwerpunkt legen. Man werde zum Teil auch in Betrieben vor Ort präsent sein, wurde angekündigt.

Grundsätzlich ist die Inanspruchnahme der Gratis-Impfung aber in sieben Impfzentren der Stadt möglich. Zusätzlich wird eine "Impf-Bim", also eine Impf-Straßenbahn, an verschiedenen besonders stark frequentierten Orten stationiert sein. Ebenso möglich sein wird die Impfung in vier Zentren der Gesundheitskasse und im Sanatorium Hera. Eine genaue Übersicht der Standorte findet man hier. Aufgrund der Einhaltung der Corona-Regeln ist eine vorherige Terminvereinbarung notwendig. Diese kann online unter impfservice.wien oder telefonisch unter der Gesundheitshotline 1450 erfolgen. Mitzunehmen sind dann die Online-Anmeldebestätigung, die E-Card, ein Lichtbildausweis und, wenn möglich, das ausgefüllte Formular des Impfbogens.

Online-Anmeldung beginnt am 15. September

Zusätzlich kann man sich bei Hausärzten impfen lassen, wenn diese sich an der Gratis-Impfaktion beteiligen. Eine Übersicht aller teilnehmenden Ärzte – auch Kinderärzte – listet die Stadt Wien hier auf. Die Aktion wird am 1. Oktober starten und bis Ende März dauern. Der Influenza-Impfstoff für Kinder ab dem sechsten Lebensmonat soll voraussichtlich ab Mitte Oktober verfügbar sein. Der nasale Impfstoff, der für Kinder heuer erstmals angeboten wird, ab Mitte November. Die Möglichkeit zur Online-Anmeldung beginnt am 15. September. Die Aktion nutzen können alle, die in Wien leben oder arbeiten, hieß es.

"Grippe und Covid-19 sind eine große Herausforderung für unser Gesundheitssystem", sagte Ludwig. Man dürfe Influenza nicht unterschätzen: Es handle sich um eine schwerwiegende Krankheit. Aus erster Hand berichten konnte diesbezüglich Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres, der die Krankheit, wie er schilderte, vor einigen Jahren am eigenen Leib erfahren hatte. "Seither habe ich in keinem Jahr mehr vergessen, mich impfen zu lassen", sagte Szekeres, der die Impfung "nur wärmstens empfehlen" könne. Und versicherte: Der Impfstoff werde erst nach ausführlicher Testung zugelassen.

Ärzte holen Impfstoff ab, nicht Patienten

Man habe bereits die letzten zwei Jahre intensiv über das Thema diskutiert, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), und die Gratis-Aktion sei nun das Ergebnis. Hacker betonte erneut, dass er "über eine Impfpflicht erst gar nicht diskutieren will, solange das Service und die Kundenorientierung nicht besser werden". Hier komme man nun zumindest einen Schritt weiter. Das Ziel der Verdreifachung der Impfrate bezeichnete er als "ehrgeizig", aber schaffbar. Komme es wider Erwarten zu einer Impfstoffknappheit, gelte "first come, first served", sagte Hacker. Durch die Aktion will man auch in Corona-Zeiten die Auslastung in den Spitälern möglichst gering halten, um Doppelbelastungen möglichst zu vermeiden.

Als Nebeneffekt bezeichnete Hacker die Tatsache, dass die Impfungen nun erstmals digital mitdokumentiert werden. Es handelt sich dabei um Vorarbeiten für den digitalen Impfpass, der auch bundesweit kommen soll. Für das Monitoring ist die Apothekerkammer verantwortlich, die der Stadt tagesaktuell meldet, wie viele Impfstoff-Dosen übergeben werden. Diese müssen sich die niedergelassenen Ärzte nämlich direkt in den Apotheken abholen – und nicht die Patienten. Apothekerkammerpräsident Philipp Saiko verwies auf die Wichtigkeit der Impfung: Im "Grippejahr" 2016/17 seien 4.436 Grippetodesfälle zu verzeichnen gewesen. (Vanessa Gaigg, 14.9.2020)