Österreichs Unternehmen sehen im Klimawandel eine Bedrohung. Unter Umständen wären sie im Energiebereich sogar dazu bereit, Mehrabgaben zu akzeptieren.

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Wien – Die Stimmung unter den heimischen Unternehmen war schon einmal besser. Nicht nur in direkt von Maßnahmen betroffenen Branchen wie der Gastronomie sorgt die Corona-Krise für höchst unsichere Zeiten. Aufgrund der globalen Konjunkturschwäche rechnen weniger als die Hälfte der österreichischen Betriebe heuer mit einer positiven Gewinnentwicklung, wie eine Umfrage der Beratungsgesellschaft Deloitte und des Marktforschungsinstituts Sora ergab. 2019 waren nur 24 Prozent der Befragten über die Umsatzentwicklung besorgt.

Zwar rangiert Covid-19 auf der Sorgenliste der heimischen Führungskräfte ganz vorne. Neben einer anhaltenden Kojunkturflaute fürchten sie auch die sozialen Folgen der Pandemie. Ein genauer Blick auf die Ergebnisse der Befragung zeigt aber: Auch der Klimawandel treibt den Führungskräften Sorgenfalten auf die Stirn. Rund zwei Drittel der Befragten fürchten die Klimakrise als globales Bedrohungsszenario. 2019 waren es nur etwas mehr als die Hälfte.

Gesteigertes Problembewusstsein

Die Studienatoren führen diesen Anstieg auf ein erhöhtes Problembewusstsein unter den Befragten zurück. 2019 hatte noch ein Drittel aller Unternehmensvertreter angegeben, nicht vom Klimawandel betroffen zu sein – der Anteil hat sich binnen eines Jahres halbiert.

"Natürlich steht für viele Unternehmen jetzt das wirtschaftliche Überleben im Fokus. Aber trotz Covid-19 sorgt das Klimathema für viel Betroffenheit", sagt Karin Mair, Partnerin bei Deloitte Österreich. "Das beweist, wie wichtig den Unternehmen eine substanzielle Veränderung ist. Sie setzen bei ihren betriebswirtschaftlichen Entscheidungen nun verstärkt auf Nachhaltigkeit und Stabilität." Der Wiederaufbau nach Corona müsse entlang eines ökologischen Pfades passieren, schreiben die Studienautoren. Ein Zurück zum Wirtschaften wie früher sei unter den befragten Unternehmen nicht mehrheitsfähig.

Ambivalente Grundstimmung

Ein ambivalentes Bild zeigt sich jedenfalls bei der Grundstimmung der Befragten. Während die Stimmung im eigenen Betrieb mehrheitlich positiv bewertet wird, schätzen die Befragten die Stimmung bei Kunden und in der Branche tendenziell negativ ein. Die österreichischen Unternehmen hätten ihren Optimismus nicht verloren, sagt Sora-Geschäftsführer Christoph Hofinger über diese "erfreuliche Überraschung". Die Sorge um die Marktentwicklung sei aber deutlich spürbar.

Weniger ambivalent sind die Botschaften der Unternehmen an Österreichs Politik. Es braucht dringend Reformen, so die überwältigende Mehrheit. Besonders laut fordern die Befragten Steuerentlastungen und Verwaltungsvereinfachungen. Ganze 95 Prozent sprachen sich für eine Senkung der Lohnnebenkosten aus. 92 Prozent wollen, dass nichtentnommene Gewinne nicht besteuert werden. Und 90 Prozent fordern Vereinfachungen bei der Einreichung und Abwicklung von Förderungen. Im Gegenzug zu diesen Erleichterungen würde die Mehrheit auch andere Abgaben akzeptieren – allen voran im Energiebereich.

Flexible Arbeitswelt

Die Studienautoren fragten auch nach den langfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt. "Die rasche Umstellung bestehender Arbeitsweisen hat überwiegend gut funktioniert – und wird laut unserer Befragung von vielen beibehalten", sagt Deloitte-Partnerin Mair zu den Ergebnissen. 74 Prozent der Befragten rechnen immerhin mit einer langfristigen Zunahme der Flexibilität in der Belegschaft hinsichtlich ihrer Arbeitsweisen und Aufgaben, 70 Prozent erwarten auch flexiblere betriebliche Strukturen. Und auch gesundheitsfördernde Maßnahmen dürften auf der Tagesordnung bleiben. Und Dienstreisen ins Ausland dürften laut Umfrageergebnissen künftig seltener werden.

Für den Deloitte-Unternehmensmonitor, der am Dienstag präsentiert wurde, wurden von Sora mehr als 600 Führungskräfte aus repräsentativ ausgewählten Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern befragt. (luis, 15.9.2020)