Die Metaller-Lohnrunde steht unter keinem guten Stern. Zwar wird auch in normalen Jahren gern ein heißer Herbst heraufbeschworen, doch diesmal sind die Vorzeichen wirklich grimmig. Die Industrie steht wegen eingebrochener Aufträge mit dem Rücken zur Wand. Ob direkte Corona-Folgen oder schon länger aufgestaute Probleme: In der Industrie wird gerade heftig abgebaut. Die fixen oder drohenden Schließungen und Kündigungen bei MAN in Steyr, Swarovski, ATB oder Agrana sind Entwicklungen, die tiefe Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen werden.

Fortsetzung der KV-Verhandlungen zwischen Metalltechnischer Industrie und Gewerkschaft in Wien.
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Der Obmann der metalltechnischen Industrie, Christian Knill, will wegen der Ebbe die Lohnrunde gleich verschieben. "Es gibt nichts zu verteilen", sagte er am Montag. Die Position erscheint verständlich, würde einigen Betrieben bei zusätzlicher Belastung doch tatsächlich die Luft ausgehen. Bestens begründet ist freilich auch der Standpunkt der Arbeitnehmer, die zumindest eine Inflationsabgeltung fordern. Ihr Argument der Konsumstärkung hat gerade jetzt hohe Relevanz.

Was also tun im beginnenden Verteilungskampf? Eine Hilfe wäre ein stärkerer Fokus auf die betriebliche Ebene. Besonders angeschlagene Betriebe sollten die Möglichkeit haben, vorübergehend keine oder geringere Gehaltsanpassungen durchzuführen als weniger betroffene. Die Belegschaft würde dann quasi auf mehr Geld verzichten, im Gegenzug aber die eigenen Jobs retten. (Andreas Schnauder, 14.9.2020)