Auch durch die Teststraße in Wien werden zusätzliche positiv Getestete gefunden.

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Testen, testen, testen: So lautet die vorgegebene Corona-Strategie der Bundesregierung. Und auch die Bundeshauptstadt testet, testet, testet. Weshalb es in Wien zunehmend zu längeren Wartezeiten auf das Testergebnis kommt.

72 Stunden dauert es im Schnitt vom Anruf bei 1450 bis zum Testergebnis, heißt es dazu aus dem Büro des zuständigen Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ). Doch es könne auch länger dauern, das wolle man nicht schönreden. Warum das so ist? Zwei Faktoren würden die lange Wartezeit begründen: Einerseits habe man die täglichen Testungen stark erhöht. Andererseits seien damit die Fallzahlen in die Höhe geschnellt, was zusätzliche Anrufe und damit Belastungen für die Contact-Tracer bedeute.

Von 36 auf 214 Fälle pro Tag

Waren es im April durchschnittlich noch 36 neue positive Befunde pro Tag, im Juli 39, im August 94, stieg die Zahl seither auf 214. In den vergangenen zwei Wochen gab es 2.491 Neuinfektionen. Um deren Umfeld zu ergründen, mussten 19.928 Kontaktpersonen der ersten Kategorie und 2.315 der zweiten Kategorie identifiziert werden.

Von der Strategie, viel zu testen und dadurch auch viele Fälle zu finden, wolle man in Wien aber nicht abgehen. Daher wird weiter Personal aufgestockt. Derzeit sind bei der Hotline 1450 rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, davon 270 Personen, die Anrufe entgegennehmen, und 130 Personen als medizinisches Personal. Dieses Personal wird, wie Hacker am Montagabend in der "ZiB 2" betonte, weiter aufgestockt. Kommende Woche sollen 25 Medizinstudierende das Team verstärken.

Weiteres Personal braucht man auch beim Contact-Tracing, also der Ausforschung von Personen, die mit Infizierten in Berührung gekommen sind. 200 Personen sollen hier ab sofort zusätzlich aufgenommen werden.

Damit die Zeitspanne zwischen Anruf und Ergebnis noch kürzer wird, will Wien davon abgehen, Testungen per Rachenabstrich durchzuführen. Stattdessen wolle man vermehrt auf den eigens entwickelten Gurgeltest setzen, so Hacker. Dieser haben den Vorteil, dass sie nicht durch Mediziner oder Sanitäter abgenommen werden müssen, sondern auch von einfachen Boten quasi vor die Tür gestellt werden können und die Verdachtsfälle sich quasi selbst testen.

Damit sei die Stadt weniger auf einschlägig qualifiziertes Personal angewiesen und könne mehr Tests abwickeln, so Hacker. Offen bleibt die Frage, ob die – teils privaten – Labors die Tests dann auch schneller auswerten können bzw. wollen. Tests in privaten Labors sind um 120 Euro möglich. (APA, ook, 15.9.2020)