Proteste in Algier gegen die Haft von Khaled Drareni.

Foto: AFP, RYAD KRAMDI

Algier – Ein Berufungsgericht in Algerien hat einen Journalisten wegen Berichten über Massenproteste in dem nordafrikanischen Land zu zwei Jahren Haft verurteilt. Es reduzierte damit ein im August gefälltes Urteil gegen Khaled Drareni (Chalid Drarini) um ein Jahr. Er habe mit seiner Berichterstattung die nationale Einheit gefährdet und zu Massenansammlungen aufgerufen, hieß es damals.

"Wir sind empört über die blinde Sturheit der algerischen Richter, die Khaled Drareni gerade zu zwei Jahren im Gefängnis verurteilt haben", schrieb der Generalsekretär der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF), Christophe Deloire, am Dienstag auf Twitter. Drarenis Inhaftierung beweise eine Logik "absurder, unfairer und gewalttätiger Unterdrückung" seitens der Regierung.

Kritik auch von Amnesty International

Der Journalist arbeitet für diese Organisation. Er ist auch Herausgeber einer Nachrichtenseite sowie Korrespondent des französischen Senders TV5 Monde. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte das Urteil scharf.

Im März war Drareni während einer Demonstration in der Hauptstadt Algier gemeinsam mit zwei Aktivisten festgenommen worden. Er hatte in sozialen Medien Videos von Protesten veröffentlicht. Auf Facebook und Twitter hat er mehr als 140.000 Follower.

Die Proteste gegen die Regierung hatten Anfang vergangenen Jahres begonnen. Es gingen mitunter mehr als eine Million Menschen auf die Straße. Die Proteste führten schließlich zum Rücktritt von Präsident Abdelaziz Bouteflika, der 20 Jahre an der Spitze Algeriens stand. Die Demonstrationen gingen aber auch danach weiter. Für viele gehört Nachfolger Abdelmadjid Tebboune zur alten Elite. (APA, 15.9.2020)