Schlüsselspieler David Alaba.

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Mia san mia, sagen sie gerne, und von außen betrachtet kann man das nur bestätigen. Sie san sie, die Bayern aus München. Wenn es einmal richtig gut läuft, produzieren sie den Wickel einfach selbst. So san sie. Aktuell hat sich, kann man lesen und hören, "eine Schlammschlacht" um David Alabas Vertragsverlängerung entwickelt. Der am 23. August fixierte Gewinn des Triples aus Champions League, Meisterschaft und Pokal ist schon gar nicht mehr wahr. Erfolgstrainer Hansi Flick soll vor dem Start in die neue Saison, der am Freitag gegen Schalke erfolgt, "in einer Zwickmühle stecken".

Und wer ist schuld? Der Österreicher. David Alaba. So sieht es zumindest die Vereinsseite, so sieht es Uli Hoeneß. Der ist immer noch heimlicher Präsident der Bayern, Ehrenpräsident ist er sowieso. Und er hat Alabas Berater Pini Zahavi als "geldgierigen Piranha" bezeichnet, woraufhin George Alaba, der Vater des Abwehrchefs, den Münchnern "schmutzige Lügen" unterstellte. Da ist es zur Schlammschlacht tatsächlich nicht weit.

Etliche Abgänge

David Alaba selbst hält sich klarerweise zurück. Sagt nur, er wünsche sich, "dass wir zeitnah eine Lösung finden, damit der Klub, die Verantwortlichen, meine Mitspieler, aber auch die Fans wissen, woran sie sind". Und Flick tut halt, was er tun kann und muss, er verweist auf das Transferfenster, das sich Anfang Oktober schließen wird. Bis dahin also müssten oder sollten die Bayern entweder Alabas Vertrag verlängert oder für Ersatz gesorgt haben. Ähnliches gilt für Thiago, um den sich Liverpool und Manchester United bemühen, und Javi Martinez, dessen Abgang ebenfalls im Raum steht. "Nicht ganz einfach", so beschreibt Flick die Lage. Ihm sind schließlich schon die Leihspieler Perisic, Coutinho und Odriozola abhandengekommen.

Seit 2008 läuft Alaba (28) für die Bayern auf, aus deren Nachwuchs wurde er nach Hoffenheim verliehen, 2011 kam er zurück nach München. Seither verbuchte er zwei Titel in der Champions League (2013, 2020), neun Meistertitel und sechs Pokalsiege. Zweimal, 2013 und 2014, war er Österreichs "Sportler des Jahres", eine für einen Fußballer sehr ungewöhnliche Auszeichnung, ansonsten war sie allein Anton Polster (1997) zuteilgeworden.

Souveräner Abwehrchef

Alaba hat sich immer wieder entpuppt, links im Mittelfeld, links in der Verteidigung und heuer in der Innenverteidigung. Er gilt nicht nur als, er ist Bayerns Abwehrchef. Ein souveräner, ein spielstarker, ein manchmal auch glücklicher Abwehrchef, wie sich im Champions-League-Finale gegen Paris Saint-Germain gezeigt hat, als bei 0:0 aus einem schweren Alaba-Fehler eben kein Gegentor resultierte.

So kann Alaba mit seiner Leistung argumentieren und seinen Manager einen besser dotierten Vertrag – samt Provision – verlangen lassen. Laut dem Magazin Kicker stellt sich Alaba 25 Millionen Euro brutto jährlich bei einer Vertragslaufzeit von fünf Jahren vor. Damit würde er die Topverdiener Manuel Neuer und Robert Lewandowski toppen, die 20 Millionen im Jahr verdienen sollen. Wohingegen der FC Bayern klarerweise Corona und die zu erwartenden Einbußen ins Spiel bringt. Da man Hoeneß einiges, aber sicher nicht Humor absprechen kann, hielt er noch fest: "Ein zu guter Kader führt nur zu Unruhe." (Fritz Neumann, 15.9.2020)