Eine Opernproduktion der Wiener Privatuniversität für Musik und Kunst führte zu einem Covid-Cluster.

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Wien – Bislang blieb die Kulturbranche vor allzu großen Covid-Ausbrüchen verschont. Nun ist erstmals seit Beginn der Pandemie ein größerer Cluster im Bereich der Theater bekannt geworden. 46 positive Testergebnisse wurden bisher bestätigt. Ursprung des Ausbruchs war eine Operettenproduktion der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK), nicht zu verwechseln mit der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw), die nicht betroffen ist.

Der MUK-Lehrgang Klassische Operette gab am 6. September im Theater in der Gumpendorfer Straße (TAG) eine (nicht öffentliche) Vorstellung von Die lustige Witwe. Zu den Infektionen dürfte es bereits bei der Probenarbeit, in einem Fall aber womöglich auch während der Vorstellung gekommen sein.

"Am 6. September wurde die Covid-19-Taskforce der MUK darüber informiert, dass bei den Beteiligten einer Operettenproduktion eine Person positiv auf Corona getestet wurde", schilderte MUK-Pressesprecher Bernhard Mayer-Rohonczy in einer schriftlichen Stellungnahme den Verlauf. Es seien sofort alle weiteren Vorstellungen gestoppt und die vorgeschriebenen Informationen an die zuständigen Behörden weitergeleitet worden.

Kontaktpersonen wurden, soweit bekannt, informiert, unter Quarantäne gestellt und getestet. Alle Aktivitäten der betroffenen Studiengänge seien seit Auftreten der Fälle bis zum regulären Vorlesungsbeginn am 21. September eingestellt. Des Weiteren wurden alle öffentlichen Veranstaltungen der Universität bis Ende September abgesagt. Auch das TAG pausierte seither, obwohl die Theaterleitung betonte, dass es sich um einen "MUK-Cluster" der eingemieteten Produktion handle und nicht um einen Cluster des TAG.

Staatsoper betroffen

Dennoch: Montagabend mussten infolge der Vorstellung auch an der Staatsoper zwei Umbesetzungen vorgenommen werden (siehe Seite 34). Beide Änderungen seien im Rahmen der Nachverfolgung aller Kontaktpersonen eines positiv getesteten Mitglieds des Opernstudios der Staatsoper notwendig geworden, hieß es dazu aus dem Haus am Ring. Die betroffene Person hatte am 6. September als Zuseherin mit Mund-Nasen-Schutz die Vorstellung im TAG besucht, bei der 61 Besucher anwesend gewesen sein sollen, und wurde in der Folge positiv getestet. "Schon vor der Verständigung durch die Behörde hatte die Person allerdings an einer Ensembleprobe teilgenommen, wodurch es nun am Haus zu den weiteren Ansteckungen gekommen ist", hieß es in einer Stellungnahme der Staatsoper.

Man habe alle Kontakte der betroffenen Person sofort isoliert und unterziehe sie täglichen Testungen, um eine weitere Ausbreitung der Infektion zu unterbinden, so die Staatsopern-Leitung.

Die Bundestheater werden jedenfalls weiter geöffnet bleiben, auch die Corona-Ampelschaltung Wiens auf Orange hat derzeit keine Auswirkungen, da diese noch mit keinerlei gesetzlich verpflichtenden Maßnahmen verbunden ist. Somit dürfen weiterhin bis zu 1500 Personen in die Theater und auf dem Sitzplatz auch die Schutzmasken ablegen.

Die IG Freie Musikschaffende fordert indes von der Bundesregierung, Verdienstentgang durch behördlich untersagte Veranstaltungen finanziell auszugleichen. 22.000 Musiker in Österreich hätten durch Corona ihre Arbeit verloren. (Stefan Weiss, 15.9.2020)