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Besonders schlechte Ergebnisse gab es diesen Sommer bei den Matheklausuren. Das Bildungsministerium reagiert mit einer Reform der Beispiele.

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Was als Ausnahmeregelung für den Corona-Jahrgang der Matura gedacht war, wird nun auch in der Zukunft gelten: Für die Maturanote zählt nicht mehr nur die punktuelle Leistung bei der Klausur, sondern auch die Jahresnote der Abschlussklasse. Er habe vielfach positive Rückmeldungen bekommen, daher wolle er diese Regelung beibehalten, sagte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bei einem Mediengespräch.

Beide Noten werden je zur Hälfte in die Gesamtnote des Maturazeugnisses einfließen. Ein Vierer und ein Zweier führen demnach im Endeffekt zu einem Dreier. Das Zustandekommen der Gesamtnote aus den beiden Komponenten wird allerdings explizit im Zeugnis dokumentiert. Wenn sich aus den beiden Noten keine eindeutige Gesamtnote ergibt, sticht die Klausurnote. Beispiel: Ein Dreier aus der Klausur und ein Zweier aus dem Jahreszeugnis bewirken einen Dreier als Maturanote.

Im Unterschied zum aktuellen Jahr dürfen sich die Schülerinnen und Schüler allerdings künftig nicht allein auf die Jahresnote verlassen, denn um zu bestehen, müssen bei der Klausur zumindest 30 Prozent der Punkte erreicht werden. Mit einem schlechten Fünfer fällt man also durch, egal wie gut die Jahresnote ausgefallen sein mag. Faßmann will so auch verhindern, dass Maturanten bei der Prüfung leere Blätter abgeben und trotzdem durchkommen, was zuletzt vereinzelt der Fall gewesen sein soll.

Mindestens 30 Prozent

Die Einbeziehung der Abschlussnote hat im Sommer viele AHS-Maturanten gerettet, die mit der dieses Jahr besonders schwierigen Mathematik-Klausur nicht zurechtkamen. Generell war Mathe seit Einführung der Zentralmatura das Sorgenkind des Bildungsministeriums, wie Faßmann einräumt. Angesichts der über die Jahre stark schwankenden Notenverteilungen in den AHS sei ihm klar geworden, dass da etwas bei der Erstellung der Mathe-Prüfungsbeispiele nicht stimmen könne. Daher hat der Minister eine Beratungsgruppe von Mathematikern unter der Leitung von Michael Eichmair engagiert, die einen mehrstufigen Reformplan für die AHS erarbeitet hat.

Weniger textlastig

Schon bei der kommenden Matura werden die vier anwendungsorientierten, textlastigen Aufgaben ("Typ 2") entschärft. Eines der Beispiele wird nur noch "reduzierten Kontext" enthalten, also leichter zu verstehen sein. Insgesamt fallen die Textaufgaben weniger ins Gewicht als früher: Statt wie bisher die Hälfte machen sie ab 2021 nur noch ein Drittel der Punkte aus. Zudem gibt es bei den drei komplexeren Beispielen eine Best-of-Wertung, wodurch nur die zwei besser gelösten Aufgaben gewertet werden; die am schwächsten gelöste Aufgabe fällt heraus. So soll etwa auch ein Schüler, der mit einem einzigen Beispiel – etwa aufgrund unbekannter Begrifflichkeiten – nichts anfangen kann, dennoch einen Einser bekommen können.

Der textarme Grundlagenteil ("Typ 1") bleibt von der Aufgabenstellung und von der Punktezahl wie gehabt und wird somit verhältnismäßig aufgewertet.

Stift statt Rechner

Ab dem Haupttermin 2026 wird es überhaupt zu einer größeren Neugestaltung der Mathematura kommen. Alle Schüler, die nächstes Jahr mit der AHS-Oberstufe beginnen, sollen im Unterricht auf dieses Modell vorbereitet werden. "Sobald man im Unterricht Taschenrechner oder Computer einführt, nehmen einem die Geräte alles ab und manche Fertigkeiten verschwinden", berichtete Mathematiklehrerin Anita Dorfmayr, die auch Mitglied der Beratungsgruppe ist. Um diesem Schwund entgegenzuwirken, werde es daher künftig einen Teil geben, der ohne elektronische Hilfsmittel nur mit Stift und Papier zu bewältigen sein wird. Das Umformen einfacher Gleichungen sowie etwa basale Ableitungen sollen händisch erfolgen. Damit orientiere man sich sowohl an internationalen Standards als auch am Wunsch der Universitäten, erklärte Matheprofessor Eichmair. (Theo Anders, 16.9.2020)