Konsumenten sind selbstbewusster denn je. Und ob im Supermarkt oder beim Wirt: Sie haben ein Recht darauf zu erfahren, woher ihre Lebensmittel kommen. Diese Transparenz wird Geld kosten, sie wird wehtun, aber sie ist zumutbar. Dass im Kaiserschmarren und in der Panier vom Wiener Schnitzel selten Eier aus Österreich verbraten werden, ist mittlerweile ja kein Geheimnis mehr.

Dass im Kaiserschmarren und in der Panier vom Wiener Schnitzel selten Eier aus Österreich verbraten werden, ist kein Geheimnis mehr.
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Der Ruf der Regierung nach einer Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel ist wichtig. Ziel ist es, Landwirte finanziell zu stärken und mehr Wertschöpfung in Österreich zu belassen. Ein Patentrezept, um die Probleme der Branche zu lösen, ist sie allerdings nicht. Die Debatte rund um Regionalität hinterlässt vielmehr einen herben Beigeschmack. Sie blendet aus, dass Österreich in vielen Bereichen der Lebensmittelproduktion keine höheren Standards bietet als andere europäische Länder. Und sie ist eine Absage an Vielfalt. Nationalstolz hat beim Essen Tradition; eine harte Abgrenzung nach außen, wie sie Österreichs Politik vorlebt, wird jedoch ungesund.

Der Nachweis der Herkunft hat keine Substanz, wenn zugleich wenig Wille da ist, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren oder Tierwohl zu erhöhen. Mit freiwilligen Siegeln ist es hier nicht getan. Auch die immer wiederkehrenden Missstände rund um Lohndumping bei Erntehelfern machen einem nicht gerade Appetit auf mehr Österreich. (Verena Kainrath, 16.9.2020)