Wenn manche Gemeinden bereit seien, Flüchtlinge aus Moria aufzunehmen, dann sollten sie doch stattdessen welche aus Traiskirchen und anderen österreichischen Lagern nehmen: So lässt sich ein von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) an Kommunen verschickter Brief zusammenfassen. Ein "Angebot", das mehr als zynisch ist und wirkt, als wolle der Innenminister die hilfsbereiten Gemeinden verspotten.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP).
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Natürlich wäre es schön, wenn große Flüchtlingsheime nicht mehr nötig wären und Asylwerber quer im Land auf integrationswillige und ressourcenstarke Gemeinden verteilt werden dürften. Aber darum geht es hier nun einmal nicht. Sondern es geht darum, dass manche Städte gesagt haben, sie wollen nicht mehr länger dabei zuschauen, wie Kinder im Camp Moria Abwasser trinken und auf der Straße schlafen müssen. Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat daher recht, wenn er sagt: Wenn die Zustände in Traiskirchen auch spontane Hilfsaktionen nötig machen, dann ist für Nehammer Feuer am Dach.

In Traiskirchen ist die Lage aber relativ ruhig. Österreich kann mit der ankommenden Zahl an Migranten und Flüchtlingen sehr gut umgehen. Statt sich das auf die Fahnen zu heften, fügt sich Nehammer in die Reihe der ÖVP-Regierungsmitglieder ein, die vor allem durch ihre Kaltherzigkeit und fast schon ihre allergische Reaktion auf humanitäre Solidarität auffallen. (Fabian Schmid, 15.9.2020)