Gesundheitsminister Anschober gestand ein, dass die Kommunikation zur Corona-Ampel "teilweise ein bisschen verwirrend" war.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat im Zusammenhang mit der Corona-Ampel eingestanden, dass die Kommunikation "teilweise ein bisschen verwirrend und teilweise in bissen zu viel" war. Er wolle wieder zu einer "einfacheren, klaren Kommunikation" kommen, sagte er in der "ZiB 2" am Dienstag. Er appellierte gleichzeitig eindringlich an die Bevölkerung, die Corona-Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten.

Bei einem Treffen der Regierung mit Vertretern der auf Orange geschalteten Bezirke am Mittwoch soll geklärt werden, welche Vorgehensweise in den einzelnen Bezirken Sinn mache, sagte Anschober. Fest stehe, dass man in einigen Regionen beim Kontaktpersonenmanagement schneller werden müsse: "Dazu braucht es mehr Personal." Von der Bundesregierung sollen bundesweite Maßnahmen kommen, denn "wir müssen diese Schlussentscheidungen treffen. Aber natürlich ist es wichtig, dass vor Ort mitdefiniert wird, was hilft, die Ausbreitung zu verhindern."

Konkrete Beschlüsse würden dann am Mittwoch gemeinsam mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verkündet, so Anschober.

ORF

Bis 1.400 Neuinfektionen pro Tag möglich

Auf die Frage, ob die Ampel schlecht umgesetzt wurde, antwortete Anschober: "Wir versuchen in einer ernsten Situation, richtig zu reagieren." Die Ampel sei dabei eine umfangreiche, sehr qualitative Bewertung der Corona-Lage. Es sei immer das Ziel gewesen, die Risikosituation dadurch sichtbar zu machen. Die Expertenkommission mache diese Einschätzung des Risikos, und die Regierung "entscheidet am Ende des Tages über Maßnahmen". "Aber wir müssen klarer und einfacher werden in der Kommunikation. Das war teilweise ein bisschen verwirrend und teilweise in bisschen zu viel." Die Ampel werde künftig auch nicht jede Woche umgestellt.

Anschober appellierte eindringlich an die Bevölkerung, "konsequent und verantwortungsvoll gemeinsam wieder zu den Grundmaßnahmen zurückzufinden", denn die Zahlen "bei uns sind drastisch gestiegen". Und: "Wir haben Prognosen, die uns sehr nachdenklich machen." Eines der berechneten Modelle gehe von bis zu 1.300 bis 1.400 Neuansteckungen pro Tag aus.

Auch der Simulationsforscher Niki Popper von der Technischen Uni Wien warnte im ORF-"Report" vor einer zweiten Welle. Diese "ist dann da, wenn Testen, Tracen und Isolieren nicht mehr funktioniert". "Die Zahlen deuten darauf hin, dass wir schon ein Problem haben", bekräftigte Popper seine Aussagen in der "Presse", wonach "die Testen-Tracen-Isolieren-Strategie zusammenbricht". (red, APA, 15.9.2020)