Seit 1966 ist Barbados schon von Großbritannien unabhängig – nun soll die kleine Karibikinsel sich, jedenfalls wenn es nach Regierungschefin Mia Ammor Mottley geht, vollständig von den einstigen Kolonialherren lossagen. Die knapp 300.000 Barbadier, die auf einer Insel der Größe Wiens leben, könnten schon bald Abschied nehmen von den Porträts von Königin Elizabeth II. in den Amtsstuben.

Wenn 2021 das 55. Jubiläum der Staatswerdung gefeiert wird, soll nämlich nicht etwa die greise Monarchin im fernen London gesalbte Worte darüber verlieren. "Die Zeit ist reif, unsere koloniale Vergangenheit hinter uns zu lassen", sagte Mottley jüngst. Und: "Die Barbadier wollen ein barbadisches Staatsoberhaupt."

Premierministerin Mottley will eigene Wege gehen.
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In Bridgetown, der Hauptstadt der Insel, stehen die Zeichen schon länger auf Republik. Während Kanadier und Australier bis heute per Verfassung Untertanen Ihrer Majestät der Königin sind, regt sich in Barbados' Nachbarschaft immer lauter der Ruf nach vollständiger Unabhängigkeit.

Trinidad und Tobago, Dominica und Guyana sind seit längerem schon Republiken, in Jamaika bereitet man sich ebenfalls darauf vor, einen eigenen Staatspräsidenten zu wählen. Durch den Commonwealth-Staatenbund bleibt man aber auch dort ohnehin indirekt mit London verbunden.

Barbados ist, Königin hin oder her, ein beliebtes Touristenziel.
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Diskussion seit zwei Jahrzehnten

In Barbados wird nicht erst seit gestern darüber diskutiert, ob die britische Königin noch ein zeitgemäßes Staatsoberhaupt für die Insulaner ist. 1998 hatte eine Kommission in Barbados erstmals vorgeschlagen, dass die Insel mit einer republikanischen Staatsform besser leben könnte als bisher. 2015 sagte der damalige Ministerpräsident Freundel Stuart, dass man sich "in einer nahen Zukunft von einem monarchischen System zu einer republikanischen Regierung bewegen sollte". Nun will die erste weibliche Regierungschefin Ammor Mottley diesen Weg beschreiten. (flon, 16.9.2020)