Aparna Shewakramani in "Indian Matchmaking" auf Netflix.

Foto: Netflix

In Indien sind noch 90 Prozent aller Ehen sogenannte "arrangierte Ehen". Wobei Sima Taparia diese Unterscheidung nicht gelten lässt: "In Indien gibt es die Ehe, und dann gibt es die Liebesheirat!" In der Netflix-Serie "Indian Matchmaking" macht Taparia das, was in vielen indische Familien noch immer der Job der ältesten und respektabelsten Mitglieder ist: Sie sucht für die "Mädchen und Jungen" die passenden Ehepartner aus. Wobei ihre Kundinnen und Kunden großteils bereits recht erwachsen und weltgewandt auftreten. Es sind Menschen in ihren Zwanzigern oder Dreißigern, die in den USA oder Mumbai leben und sich an die Heiratsvermittlerin wenden, weil sie auf dem "Dating-Markt" zusehends "scheitern".

Anspruch und Wirklichkeit

Da wäre zum Beispiel Aparna Shewakramani, erfolgreiche Anwältin mit hoher Arbeitsmoral aus Houston. Neben den üblichen Kriterien, die Taparia in ihre altmodische Kundendatei aufnimmt – etwa Kaste oder geografische Herkunft des Kandidaten –, lässt Aparna auch "erfolgreich" vermerken. Als Zuschauerin in der westlichen Welt des Jahres 2020 kann man nicht oft genug die Augen dabei verdrehen, wie häufig die Heiratsvermittlerin betont, dass man als Frau "flexibel" sein muss. Zu sehr klingt das nach "Mädchen, schraub deine Ansprüche ein wenig runter".

Anders als bei uns wird "Indian Matchmaking" in den USA und Indien kontrovers diskutiert. Das Format sei unkritisch gegenüber veralteten und konservativen Werten, heißt es. Das stimmt auch, aber die Doku-Serie gibt auch nichts anderes vor, als gut gemachte, spannende Unterhaltung zu sein. Und das erfüllt das Format in der ersten Staffel allemal. (Olivera Stajić, 16.9.2020)