Betrifft: "Der unsaubere Umgang mit der Umgangssprache" – Kommentar der anderen von Günther Ogris

In einem Gastkommentar wirft Günther Ogris der Statistik Austria einen "unsauberen Umgang mit der Umgangssprache" vor und unterstellt, in der Bildungsstatistik würde Mehrsprachigkeit bei Schülerinnen und Schülern mit mangelnden Deutschkenntnissen gleichgesetzt. Dagegen verwahren wir uns mit aller Entschiedenheit.

"Aus Integrationssicht ist es ein Problem, wenn die gemeinsame Sprache Deutsch nicht gut gesprochen wird, und leider ist das oft der Fall. Die staatliche Aufgabe ist es deshalb, den Deutscherwerb zu forcieren." Integrationsministerin Susanne Raab im STANDARD-Interview.
Foto: APA / Robert Jäger

Im Lead des Gastkommentars heißt es, Statistik Austria stifte Verwirrung, indem Mehrsprachigkeit als mangelnde Einheitssprache definiert werde. Dies entspricht nicht den Tatsachen. Vielmehr weisen wir in dem von uns erstellten Integrationsjahrbuch (im Glossar) explizit darauf hin, dass das in der Schulstatistik verwendete Merkmal "Umgangssprache" nichts über die Kenntnisse anderer Sprachen aussagt. Auch im nicht von Statistik Austria erstellten Integrationsbericht wird auf Seite 52 dezidiert darauf hingewiesen, dass anhand der Schulstatistik keine Aussagen über Mehrsprachigkeit oder Deutschkenntnisse getroffen werden können. Darüber hinaus wirft Ogris Statistik Austria vor, "so zu tun, als könnte man nur eine Umgangssprache haben". Auch das ist schlicht falsch und wird von uns an keiner Stelle behauptet.

Nicht standardisiert

Statistik Austria ist laut Bildungsdokumentationsgesetz verpflichtet, in der Schulstatistik das Merkmal "die im Alltag gebrauchte(n) Sprache(n)" zu veröffentlichen. Dabei greift Statistik Austria auf Daten zurück, die von den Schulen im Rahmen der Schuleinschreibung erhoben werden. Die Erhebung der Umgangssprache ist dabei tatsächlich nicht standardisiert – Statistik Austria ist nicht für die Gestaltung der dafür in den einzelnen Schulen verwendeten Unterlagen zuständig –, und die Möglichkeit, eine zweite und dritte Sprache anzugeben, wird sehr häufig nicht genutzt. Wir beschränken uns daher bei unseren Veröffentlichungen auf die jeweils erste Angabe beim Merkmal "die im Alltag gebrauchte(n) Sprache(n)" der Schülerinnen und Schüler.

In anderen Bildungsstatistiken von Statistik Austria, wie etwa der Erhebung über Erwachsenenbildung, wird dagegen detaillierter auf Sprachkenntnisse eingegangen, als es in der Schulstatistik auf Basis von Verwaltungsdaten möglich ist. Hier wird selbstverständlich zwischen Muttersprache, Zweitsprache und weiteren Sprachen unterschieden.

Besonders verwahren möchten wir uns weiters gegen den Vorwurf, unsere Analyse deute Mehrsprachigkeit "den Ideen des Nationalismus folgend" als mangelnde Einheitssprache. Unparteilichkeit und Objektivität stellen vielmehr zentrale Grundsätze bei der Erstellung von Statistiken dar.

Josef Kytir, Statistik Austria, Leiter der Direktion Bevölkerung, 1110 Wien (16.9.2020)