"Akribisch, fundiert, faktenbasiert": Laudator Benedikt Föger über Leon-Zelman-Preisträgerin Olga Kronsteiner.

Foto: Regine Hendrich

Wien – Mittwochabend erhielt Olga Kronsteiner den Leon-Zelman-Preis für Dialog und Verständigung 2020. Mit akribischer journalistischer wie historischer Recherche trage die seit langem für den STANDARD tätige Journalistin dazu bei, "das Bewusstsein der Öffentlichkeit in Bezug auf die Shoah und deren Folgen zu schärfen", erklärte das von Zelman gegründete Jewish Welcome Service die Auszeichnung.

Kronsteiner setzt sich seit vielen Jahren in ihren Texten zu Kunst und Kultur umfassend mit der Entrechtung, Beraubung, Vertreibung und Verfolgung der Wiener Jüdinnen und Juden auseinander.

"Widerstand gegen alles, was diesem Anstand widerspricht"

"Olga Kronsteiner ist erfüllt von einer fast anachronistisch anmutenden Sehnsucht nach Anstand in Politik und Gesellschaft und Widerstand gegen alles, was diesem Anstand widerspricht", würdigt Laudator Benedikt Föger die Journalistin.

Der Geschäftsführer des Czernin-Verlags: "Die Raubzüge der Nationalsozialisten und der spätere mangelhafte Umgang damit wurden zu einer Art journalistischem Lebensthema. Dabei setzt sie immer auf gründliche, um nicht zu sagen, akribische Recherche, fundierte Hintergrundinformationen und ihr tiefes Fachwissen, um ihre Standpunkte klarzumachen und faktenbasiert Zusammenhänge aufzuzeigen."

Bei Olga Kronsteiner gehe es "nicht nur um die Leuchttürme der Kunstrestitution, sondern auch um die kleinen Alltagsgegenstände, die ein Leben ausmachten, das ausgelöscht wurde. Und die heute oftmals die einzige konkrete Grundlage der Erinnerung an ermordete Angehörige bilden."

Das ganze große Bild

Kronsteiner könne "anhand eines Details, sei es eine Zigarettendose, ein daumengroßer Kunstgegenstand oder ein Satz aus einem Brief, das ganze große Bild zeichnen, den zeitgeschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang aufzeigen", sagt Föger.

Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert und von der Stadt Wien gestiftet. Er wird seit 2013 an Menschen oder Initiativen vergeben, die sich im Sinne Leon Zelmans aktiv für die Erinnerung an die Shoah und den Dialog zwischen dem heutigen Österreich und den Opfern der NS-Verfolgung und ihren Nachkommen einsetzen. (red, 16.9.2020)