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Die "Mulan"-Darstellerin Liu Yifei bekommt aufgrund ihrer politischen Aussagen Gegenwind zu spüren.

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Auf fünf Kontinenten hat Disney die passende Hauptdarstellerin für die Realverfilmung von Mulan gesucht. Neben der chinesischen Herkunft waren Martial-Arts-Kenntnisse und fehlerfreies Englisch gefragt. Die inzwischen 33-jährige Liu Yifei setzte sich gegen über tausend Bewerberinnen für den Part der protofeministischen Heldin durch. Auf ihrem Instagram-Account konnte man sehen, wie sie Mickey Mouse umarmt, ihren neuen Boss.

So beginnen normalerweise Märchen von Ruhm und Glamour im Entertainment-Geschäft. Bei Liu Yifei nahm es eine unerwartete Wendung – und schuld hat sie selbst. Ein Tweet, in dem Liu offen ihre Sympathie für die Hongkonger Polizei verkündete – und damit im Umkehrschluss Kritik an der Protestbewegung übte –, sorgte für eine Welle der Entrüstung und Boycottaufrufe gegenüber dem Film, auch von der Gruppe um #MilkTeaAlliance, die für die Demokratisierung der einstigen britischen Kronkolonie kämpft.

Too Big To Fail

Für Disney wiederum gilt die 200-Millionen-Dollar-Produktion Mulan nach einem verlustreichen Jahr als "too-big-to-fail", entsprechend unglücklich ist man über die Aussagen. Der stark auf den chinesischen Markt zugeschnittene Film will alles, nur nicht polarisieren. Das Bild einer orientalischen Superheldin, die eher durch Pfeil- und Bogen-Technik als durch politische Wortakrobatik ihren Edelmut beweist, soll niemand stören. Der chinesische Regierungssprecher Zhao Lijian sah das anders, er nannte Liu nach den Boycottaufrufen "eine moderne Mulan" und pries sie als "echte Tochter Chinas".

Liu wurde in Wuhan geboren – ja, auch die Stadt kennt unvorteilhafte PR. Mit zehn Jahren verließ sie mit ihrer Mutter China in Richtung Queens, New York, weshalb sie auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt. Fünf Jahre später kehrte sie nach Beijing zurück, um an der Filmakademie zu studieren. Parallel dazu arbeitete sie in TV-Serien wie The Return of the Condor Heroes: "Ich suche nicht nach Applaus", sagte sie einmal. "Mir geht es darum, richtige Figuren abzuliefern. Ich beschäftige mich gern mit den abstrakten Qualitäten des Spiels."

Die vermeintliche Märchenfee

Das setzt sie sehr zielgerichtet um. Für Mulan hat Liu die meisten Stunts selbst gemacht. Ihre 65 Millionen Follower bei Weibo, dem chinesischen Twitter, wissen ihr solchen Einsatz zu danken. Ihr Spitzname "Fairy Queen", den sie wegen ihres unschuldigen Aussehens erhielt, wirkt neuerdings aber etwas, nun ja: schief. (Dominik Kamalzadeh, 16.9.2020)