Wolfgang Grenke hat das gleichnamige Unternehmen aufgebaut. Jetzt muss sich das Management gegen Vorwürfe wehren.

Foto: Foto: Imago / Tim Carmele

Der britische Investor Fraser Perring von Viceroy Research erlangte im Zuge des Wirecard-Skandals eine gewisse Bekanntheit. Denn seine Analyse stellte, wie die Recherchen der Financial Times belegen, Unregelmäßigkeiten beim Zahlungsabwickler in den Raum. Gehört wurden bekanntermaßen weder die Journalisten noch der Analyst. Bis es zu spät war und Wirecard zusammengebrochen ist.

Neue Analyse

Nun hat sich Perring ein anderes Unternehmen hergenommen – das deutsche Leasingunternehmen Grenke, das im MDax notiert. Perring hatte am Dienstag einen 64-seitigen Bericht veröffentlicht, in dem er Vorwürfe wie Bilanzfälschung, Geldwäsche und Betrug gegen den Konzern erhebt. Konkret wirft Viceroy Research dem Anbieter von Leasing und anderen Finanzdienstleistungen vor, die Bilanz aufgebläht und zu hohe Gewinne und Kassenbestände ausgewiesen zu haben. Grenke habe Unternehmen überteuert von mit diesem verbundenen Firmen gekauft. Der Konzern setze für zugekaufte Firmen in der Bilanz zu hohe Werte an und halte somit Gewinne künstlich hoch.

Gleichzeitig räumte Perring ein, mit geliehenen Aktien auf einen Kurssturz bei Grenke zu wetten. Der Investor ist als Shortseller gegen Grenke aktiv – er setzt also mit geliehenen Aktien auf einen Kurssturz. Dieser hat auch nicht lange auf sich warten lassen. Bereits gestern ist die Aktie um fast 30 Prozent eingebrochen. Am Mittwoch ging der Kursverfall weiter.

Das 1978 gegründete Unternehmen aus Baden-Baden weist derweil die Behauptungen in Perrings Analyse "auf das Schärfste" zurück und will gerichtlich gegen den Investor vorgehen. Insbesondere sei es eine falsche Behauptung, dass ein Großteil der ausgewiesenen liquiden Mittel von 1,08 Milliarden Euro nicht existiere. "Dies ist nachweislich falsch", teilt Grenke mit. Fast 80 Prozent davon – 849 Millionen – hätten Ende Juni bei der Deutschen Bundesbank gelegen. Auch die übrigen Vorwürfe Perrings sollen widerlegt werden.

Der britische Investor sagte zudem zu Reuters, er habe im Juli und im September jeweils eine Kopie des Reports an die Finanzaufsicht Bafin geschickt. "Wir sind bereit, mit der Aufsichtsbehörde zusammenzuarbeiten, und wollen aufzeigen, wo die Unregelmäßigkeiten liegen."

Suche nach Bericht

Die Bafin erklärte, sie habe bisher weder Schreiben noch E-Mail von Perring erhalten. Die in dem Report erhobenen Vorwürfe untersuche sie jedoch im Hinblick auf Marktmissbrauch. Dazu analysiere sie mögliche Marktmanipulationsvorwürfe durch Grenke, durch Dritte – etwa in Form einer Leerverkaufsattacke – sowie mutmaßlicher Insiderhandel vor Erscheinen des Dokuments.

Anleger sind jedenfalls besorgt. Sie fürchten einen zweiten Fall wie Wirecard und wollen nicht erneut auf "eine kuriose Buchhaltung hereinfallen", sagte ein Händler. (bpf, 17.9.2020)