Die Veranstaltungsbranche darbt seit Corona.

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Wien – Nachdem es vorerst – wegen eines Streits zwischen Wien und Brüssel – keinen zweiten, erweiterten Fixkostenzuschuss gibt, sind besonders von der Corona-Krise betroffene Branchen auch besonders alarmiert. So droht laut dem Nachtgastro-Verband die Schließung von 60 bis 70 Prozent der Clubs, kommt es nicht rasch zu einem 100-prozentigen Fixkostenzuschuss.

"Es ist eine absolute Tragödie. Die Clubbetreiber haben sich darauf verlassen, dass ab nun der neue Fixkostenzuschuss mit einem 100-prozentigen Fixkostenersatz kommen", so Nachtgastro-Verbandsobmann Stefan Ratzenberger im Gespräch. "Es droht nicht nur der Verlust von Firmen und Arbeitsplätzen, sondern auch eines Kulturguts. Wien und andere Städte in Österreich sind bekannt für ihre Clubszene." Daher hoffe man, dass es doch noch rasch zu einer Einigung zwischen der Bundesregierung und der EU komme.

Zweite Frage in der Branche sei, ob man die Mitarbeiter in der neuen Kurzarbeitsphase die nötigen 30 Prozent beschäftigen könne. Denn zuletzt habe man schon geputzt, geputzt, geputzt und auch Inventuren gemacht. Aber das sei jetzt einmal getan, so Ratzenberger.

"Vor dem endgültigen Aus"

"Lehnt die EU-Kommission den Fixkostenzuschuss Phase II tatsächlich ab, steht die Veranstaltungswirtschaft in Österreich vor dem endgültigen Aus", hieß es dann in einer Aussendung der Interessengemeinschaft Österreichische Veranstaltungswirtschaft am Mittwochnachmittag.

In der Aussendung wurden mehrere besorgte Vertreter der Eventbranche zitiert. "Wir steuern auf die nächste Katastrophe zu. Für die Veranstaltungswirtschaft steht die Ampel seit März 2020 auf Rot. Der Fixkostenzuschuss Phase II wurde gemeinsam mit den betroffenen Branchen erarbeitet. Anscheinend nimmt man in Brüssel ein kultur- und veranstaltungsloses Österreich in Kauf, um sich durch technische Detailfragen profilieren zu können", zeigte sich etwa CTS-Eventim-Chef Christoph Klingler verärgert.

Viele Betroffene hätten viele Wochen mit der Regierung "diesen lebensnotwendigen Zuschuss" verhandelt. "Wenn er nun von der EU aus politischen oder formalen Gründen vom Tisch gewischt wird, gehen in Österreich sehr, sehr viele Lichter für immer aus", so Klaus Leutgeb (Leutgeb Entertainment).

"Veranstaltungsbranche liegt am Boden"

Auch Ewald Tatar (Barracuda Entertainment) übte Kritik: "Die Kultur- und Veranstaltungsbranche liegt am Boden. Wenn die EU sagt, dass dies keine Katastrophe ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr", erklärte er. "Gerade Veranstaltungen werden monatelang mit extrem hohen Vorinvestitionen geplant. Diese Kosten kann bei all den unverschuldeten Absagen irgendwann kein Veranstalter der Welt mehr selbst tragen", wurde Georg Hoanzl (Hoanzl Music) zitiert.

Die Phase 2 des Fixkostenzuschusses sieht einen Ersatz für Aufwendungen vor, die in die Vorbereitung der Erzielung von Umsätzen geflossen sind, die jedoch aufgrund von Covid-19 nicht realisiert werden konnten. (APA, 17.9.2020)