Brauerei in Nöten.

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Wien/Grieskirchen – Die Grieskirchner Brauerei bereitet einen Insolvenzantrag vor, berichten die "Oberösterreichischen Nachrichten" am Donnerstag. Altlasten und der coronabedingte Ausfall der Gastronomie – der wichtigsten Kundengruppe – seien dafür ausschlaggebend. Das oberösterreichische Traditionsunternehmen sei bereits mit den August-Löhnen für seine Mitarbeiter säumig. Auch von drohenden Kündigungen war die Rede.

Am Montag seien die Mitarbeiter über den bevorstehenden Insolvenzantrag informiert worden. Eigentümer Marcus Mautner Markhof bestätigt auf Anfrage der Zeitung, dass es "in den kommenden Wochen" zu einem Sanierungsverfahren kommen soll. Ob mit oder ohne Eigenverwaltung, werde derzeit noch geprüft. "Wir wollen die Brauerei wieder auf gesunde Beine stellen." Dafür brauche es massive Umstrukturierungen.

Im Fall eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung muss bereits vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens ein Sanierungsplan vorgelegt werden. Ein Sanierungsverwalter würde bestellt, der Schuldner kann aber über das Betriebsvermögen verfügen. Wegen der Corona-Krise wird heuer ein Umsatzminus von 30 Prozent erwartet. 2019 setzte die Brauerei mit rund 50 Beschäftigten gut 8,5 Millionen Euro um.

Fast dreihundert Jahre Tradition

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Brauerei 1708. Marcus Mautner Markhof hatte die Brauerei vor sieben Jahren Gustav Harmer abgekauft. Die kleine Grieskirchner Brauerei stand vor Jahren schlagzeilenträchtig im Zentrum von Familienfehden zwischen österreichischen Bierbaronen. Harmer, der mitsamt der Kapsreiter Brauerei (Schärding) aus der Ottakringer AG "hinausgekauft" worden war, hatte sein Ottakringer-Aktienpaket Ende der 1990er-Jahre an den Linzer Brauriesen Brau Union (heute Heineken) abgegeben, was damals unter den Ottakringer-Eigentümern zu einem heftigen Familienstreit geführt hatte. Im Abtausch hatte Harmer damals von der Brau Union deren Regionalbrauerei Grieskirchen erhalten.

Laut Firmenbuch belief sich der Bilanzverlust im Jahr 2018 auf 877.000 Euro, das Eigenkapital war negativ. Mautner Markhof zufolge spielt das ebenfalls eine Rolle. Man hatte sich zuletzt aber gut erfangen. (APA, 17.9.2020)