Los Gatos / Wien – Die Komikerin Anke Engelke (54) spielt in der neuen der Netflix-Miniserie "Das letzte Wort" (ab Donnerstag abrufbar) eine Trauerrednerin, die auch schon einmal den Hinterbliebenen zuliebe eine Blaskapelle engagiert. Nach dem völlig überraschenden Tod ihres Mannes durch ein Aneurysma im Kopf bricht nach 25 Jahren Ehe für Engelkes Figur Karla Fazius die Welt zusammen. Doch zum Erstaunen ihrer Umgebung findet die bisherige Berliner Zahnarztgattin eine Berufung im Trostgeben. Allerdings bricht die neue Trauerrednerin irritierend unbeholfen und manchmal geradezu philosophisch viele Regeln der Bestattungsbranche.

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Langsam verliert sie auch die Kontrolle über ihre eigene Trauer und die Familie, als da wären die erwachsene Tochter Judith (Nina Gummich), der pubertierende Sohn Tonio (Juri Winkler) und die eigene Mutter (grandios gespielt von Gudrun Ritter), die schon aus mehreren Pflegeeinrichtungen flog – zuletzt, weil sie mit Medikamenten dealte.

Balance von Tragik und Komik

Die Idee, eine außergewöhnliche Trauerrednerin zu porträtieren, geht auf Thorsten Merten zurück. Den Schauspieler kennen Fernsehzuschauer etwa als Vorgesetzten aus dem Weimar-"Tatort". Hier spielt er die zweite Hauptrolle. Er mimt den Bestatter Andreas Borowski, dem seine Familie und auch sein Familienunternehmen aus den Händen zu gleiten drohen und der mit Karla zusammenarbeitet.

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"Ich konnte mich auf das Drehbuch verlassen, eine Geschichte, die Hand und Fuß hat, auf Dialoge, die extrem wahrhaftig sind", sagt Engelke über die lange vor Corona geplante und gedrehte Miniserie. "Was die Balance angeht von Tragik und Komik, da habe ich eigentlich den Eindruck, dass das in dieser Serie dem Leben entspricht."

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Zuhören und rauslassen

Zur Vorbereitung habe sie auch mit echten Trauerrednern gesprochen, so Engelke. Sie habe dabei viel gelernt. "Als Trauerrednerin, als Trauerredner hört man zu, weil Menschen überfordert sind mit dem Tod. Da kann man dann unterscheiden zwischen einem plötzlichen, unerwarteten Tod und einem Tod, der sich angekündigt hat. Aber in beiden Fällen sind Menschen überfordert, weil sie von jetzt auf gleich jemanden verloren haben." Da brauche wohl jede und jeder erst einmal jemanden, der zuhört. "Das ist dann oft gut, wenn das jemand Fremdes ist, dann muss man nicht mit Vorverständnis und Bewertungen rechnen, sondern kann einfach mal alles rauslassen." (APA, dpa, 17.9.2020)