"Vertrauensbildende Gespräche, dass sich der ORF-Player nicht gegen andere österreichische Marktteilnehmer richtet": ORF-Chef Wrabetz.

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Alexander Wrabetz ist derzeit "Bewegungsspielraum" – für die geplante Social-Streaming-Plattform ORF-Player – wichtiger als Geld, sagt der ORF-Generaldirektor jedenfalls am Rande des ORF-Stiftungsrats am Donnerstag. Stiftungsräte wie Heinz Lederer (SPÖ) hatten statt weiterer Einsparungen empfohlen, die Regierung wieder um Abgeltung von GIS-Gebührenbefreiungen zu ersuchen.

Keine Signale der Politik, kein Sinn

Wrabetz erkennt keine Anzeichen dafür, dass in der Regierung "ein großes Interesse besteht", dem ORF GIS-Befreiungen abzugelten. Also habe das "keinen Sinn".

Ihm sei "wichtig zu zeigen, dass der ORF auch mit so schweren Krisen wie Corona gut umgehen kann, statt gleich in finanzielle Forderungen zu gehen". Er wolle zeigen: "Wir kommen so durch und schaffen das, den Kurs zu halten. Das ist ein besseres Signal" – wohl vor allem an die Politik im Jahr vor der Bestellung der nächsten ORF-Führung.

Der ORF habe die Krise sehr gut bewältigt, bei allen noch bestehenden Herausforderungen. Der ORF habe etwa 13 Millionen Euro zusätzlich ins Programm, vor allem Information, investiert.

Rund 15 Millionen Euro fehlen laut Wrabetz noch auf das erklärte Ziel, mit dem Budget 2021 75 Millionen einzusparen, insbesondere, um Corona-Folgen abzufedern.

"Automatisch in Konkurrenz um Förderungen"

Mit Forderungen um finanzielle Unterstützungen wäre der ORF "automatisch in Konkurrenz gestanden mit privaten Medien", die in diesem Jahr eine Reihe von öffentlichen Sonderförderungen erhielten, um die Corona-Krise zu bewältigen.

Diese Konkurrenz beschäftigt den ORF gerade bei einem laut Wrabetz "wichtigeren" Anliegen: "Wir brauchen von der Politik Bewegungsspielraum."

Eine Digitalnovelle des ORF-Gesetzes mit Erleichterungen war für Herbst angekündigt. Sie sollte dem ORF erlauben, Formate und Beiträge allein oder zuerst für Onlineplattformen zu produzieren, bisher müssen sie zuerst in klassischen Kanälen laufen. Auch die Beschränkung auf sieben Tage Abruf von Sendungen soll fallen.

"Besorgnisse" privater Medien

Die Novelle verzögert sich nun, laut Wrabetz wegen "Besorgnissen" und Wünschen anderer, privater Medien. Er bemühe sich seit Monaten in "vertrauensbildenden Gesprächen darauf hinzuweisen, dass sich der ORF-Player nicht gegen andere österreichische Marktteilnehmer richtet".

"Ich habe niemand auf der politischen Ebene getroffen, der nicht einsieht, dass wir in diese Richtung gehen müssen und sollen", sagt Wrabetz. "Es geht um die Begleitumstände, um den Medienmarkt insgesamt zu beflügeln" – um die Frage "Was kann der Player für die anderen tun?".

Die Diskussionsthemen zwischen ORF und anderen Medienhäusern laut Wrabetz:

  • Archivzugang: Wie nutzt man neuen Content (gemeinsam), welche Archivinhalte sind für Streamingdienste zugänglich?
  • Werbung: Welche Vermarktungserlöse werden dem Player erlaubt, und wie teilt man sie unter den Medienunternehmen auf?
  • Text/Video: Wie hoch ist künftig der Textanteil auf den ORF-Seiten und wie hoch der Bewegtbildanteil?
  • Gemeinsame Logins/Empfehlungen: Wie kann man Userinnen und User innerhalb des österreichischen Medien-Ökosystems halten?

Vorstellungen, Ideen und Medienhäuser seien "nicht alle leicht unter einen Hut zu bringen", sagt Wrabetz. Er hofft auf eine Digitalnovelle vor dem Sommer 2021, da soll auch der ORF-Player starten. Ohne gesetzliche Erleichterungen könnten dann nur erste Teile starten, sagt Wrabetz. Im Gespräch waren zuletzt Sport, Information und Kultur/Wissenschaft/Religion.

Stiftungsrat Heinz Lederer (SPÖ) mahnte am Rande der Sitzung mehr "Tempo" statt "Stop and Go" mit dem ORF-Player ein. Für Stiftungsrat Thomas Zach (ÖVP) hat der ORF in Sachen Player seit 2018 unnötig viel Zeit verstreichen lassen, nun sieht er ihn gut im Plan. (fid, 17.9.2020)