Wer sich in diesen unheilschwangeren Zeiten stark steigender Corona-Infektionszahlen Mittwochabend im ZiB 2-Interview Hoffnung auf Orientierung machte, wurde enttäuscht. Martin Sprenger, Public-Health-Experte und Kritiker der Seuchenkommunikation der Bundesregierung während der ersten Infektionswelle im Frühjahr, gab über weite Strecken des Gesprächs nichts Aufklärendes von sich.

Im Gegenteil, man konnte den Eindruck gewinnen, er stehe den Leugnern der von dem Virus ausgehenden Gefahr wenig fern: "Wie besorgniserregend finden Sie die Corona-Zahlen?", fragte Armin Wolf – und bekam keine Antwort, weil sich sein Gegenüber stattdessen in Kritik am Corona-Dashboard erging.

Abgelenkt und unkonzentriert

Dazu empfahl er, die Kurve aller respiratorischen Infekte des heurigen Jahres – Grippe, grippale Infekte, Lungenentzündungen durch Corona oder andere Erreger – mit jener vergangener Jahre zu vergleichen. Warum? Auch das blieb im Dunkeln, Sprenger wirkte abgelenkt und unkonzentriert.

ORF

Was war geschehen? "Ich hab da völlig ausgelassen", reagiert der Befragte am Morgen danach: "Vergessen Sie dieses Interview!"

Er sei im blauen T-Shirt im Grazer Studio aufgetaucht und dort in ein weißes Hemd gesteckt worden: "Das hat mich aus dem Konzept gebracht, ich habe die meisten Fragen nicht verstanden." Darf ein Experte derart indisponiert sein? Sicher, denn derlei gehört zu den dummen Dingen, die passieren können. Anders sieht das Rupert Reif, Pressesprecher von Kanzler Sebastian Kurz: Auf Twitter kritisierte er die Einladung Sprengers durch den ORF. Auch nicht gerade gelungen. (Irene Brickner, 17.9.2020)