Vegane Würstel sind ein Frevel: Manuela Linshalm steht voll und ganz hinter ihrer Standlerin Resi Resch.

Foto: Barbara Pálffy

Lange war die Schauspielerin und Puppenspielerin Manuela Linshalm vor allem als Partnerin von Nikolaus Habjan bekannt, mittlerweile erarbeitet sie sich – obwohl die beiden natürlich weiterhin zusammenarbeiten – zunehmend auch alleine einen Namen.

Mit ihrer Resi Resch etwa, der resoluten Gastronomin, die die Hauptrolle in Linshalms Schubert Theater-Produktion Die Welt ist ein Würstelstand spielt, für die Habjan auch am Puppenbau beteiligt war. Regie führt Christine Wipplinger.

Die Frau Resch stand bereits im Rabenhof auf der Bühne, als dort Dirk Stermanns Sechs Österreicher unter den ersten fünf auf die Bühne gebracht wurde. "Und dann haben viele gesagt: Mein Gott, die Frau Resch muss man näher kennenlernen, die holen wir uns noch einmal." Das sagt die Frau Resch selbst, sie gibt nämlich auch bisweilen Interviews. Allerdings muss Manuela Linshalm dabei sein, ohne sie geht es halt doch nicht.

Ein Original mit Senf

Sie hat Resi Resch bereits im Rabenhof gespielt. "Danach wollte ich der Figur Frau Resch, die mir – selbst leidenschaftliche Wienerin – ans Herz gewachsen war, eine eigene Geschichte geben und habe dafür Stephan Lack als Co-Autor ins Boot geholt, um diese mit mir gemeinsam zu schreiben." Dirk Stermann, erzählt sie, habe ihr "freundlicherweise den Namen dieser Figur ‚vermacht‘."

Aber wer ist jetzt eigentlich diese Resi Resch, außer, dass sie als Würstelstandlerin werkt?

"Frau Resch ist ein Wiener Original, für viele ihrer Gäste Zuhörerin, Psychologin, Kupplerin, und großzügige Spenderin der einen oder anderen Wurst für bereits zu Freunden gewordene Obdachlose. Sie ist eine wahre Institution, hält exzessiv-granteliges Schimpfen für befreiende Psychohygiene und vegane Würstel für einen Frevel. Den Geschichten der anderen widmet sie mitunter mehr Aufmerksamkeit als der eigenen Lebens- und Familiengeschichte, die sich irgendwann allerdings doch schmerzhaft von selbst in den Vordergrund drängt", sagt Linshalm über ihre Figur.

Hier muss man ergänzen: Frau Resch ist geschieden. Ihr Mann wurde zum Vegetarier, das ging natürlich gar nicht.

Es ist aber nicht so tragisch, denn Frau Resch lebt für ihre Arbeit, zumindest erweckt sie diesen Eindruck im Interview: "Ich hab meine Leut, meine Kunden, ich hab eine Aufgabe, das ist schön."

Linshalm, geboren 1976 in Wien Erdberg, wollte schon seit Jahren "einen sehr wienerischen Abend" machen, "vorzugsweise im Rahmen eines Figurentheaters für Erwachsene". Mit Die Welt ist ein Würstelstand setzt sie ihrer Heimatstadt und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern nun ein kleines Denkmal.

Ein liebevolles – aber durchaus kein beschönigendes. "Mein Ziel war es, ein wenig in die Tiefe der Wiener Seele zu schauen – die scherzt, schimpft, seufzt und ihre Abgründe erst auf den zweiten Blick preisgibt. Dass der Abend auch beim Publikum ankommt, freut mich umso mehr." Nach der Vorstellung in der Bühne im Hof sind, so die Pandemie-Situation es erlaubt, Auftritte in der Schweiz geplant.

Die können nix dafür

Frau Resch kommt also herum, so viel ist gewiss. Und sie ist durchaus eine weltgewandte Frau, das darf man nicht unterschätzen, nur weil sie Würstelstandbetreiberin ist. "Ich bin quasi völkerverbindend", sagt sie über sich selber, weil: "Zu mir kommt alles. Ich kann auch a bissl ausländisch."

Das können nun bei Gott nicht alle von uns behaupten. Weil sie eh zu ihr kommen, auch die ganzen Deutschen ("es gibt schon viele Deutsche – aber die können ja nix dafür, sind ja trotzdem liabe Leut"), braucht Frau Resch gar nicht erst anzufangen, "in der Weltgeschichte" herumzufahren.

In Wien wird Resi eh dringend gebraucht, das hat sich gerade erst wieder deutlich gezeigt. "Frau Resch", erzählt Linshalm, "wurde während des Lockdowns aufgrund ihrer kommunikativ-reschen Art kurzerhand zur ‚Corona-Beauftragten‘ des Schubert Theaters erklärt, auf diversen Demos zur Unterstützung der Kunst- und Kulturschaffenden wurde sie zur Rednerin im Dienst der Sache." (Andrea Heinz, 18.9.2020)