STANDARD: Sie lieben Scrunchies, die "Assipalme", jetzt haben Sie Buffalo-Schuhe entworfen: Warum dieses Faible für die Neunziger- und Nullerjahre?

Marina Hoermanseder: Das passt gut zu mir, weil es so ein frischer, fröhlicher, lebensbejahender, sich selbst nicht zu ernst nehmender Stil ist. Wahrscheinlich habe ich dieses Faible aber auch, weil ich das alles als Jugendliche nicht tragen durfte. Ich musste immer klassisch angezogen sein. Skaterhosen haben meine Eltern zum Beispiel mit der Begründung, das sehe nicht anständig aus, einen Riegel vorgeschoben.

STANDARD: Offenbar ist Ihre Mode eine späte Rebellion.

Hoermanseder: Ganz genau.

STANDARD: Sie sind als Designerin schon viele Kooperationen eingegangen. Unter anderem mit Nike, Hello Kitty, Trachten Angermaier. Wie wählen Sie Ihre Partner aus?

Hoermanseder: Hauptsächlich nach Bauchgefühl, ich frage mich, ob ich mit meinem Namen zu dem Produkt des Partners stehen kann. Erst einmal geht's darum, dass ich die Marke cool finde: Die Kooperation mit Hello Kitty war zum Beispiel ein echter Lebenstraum. Gleichzeitig will ich mein Portfolio erweitern. Ich frage mich, ob meine Community ein solches Produkt gerne hätte, meine Kundinnen zum Beispiel so einen leistbaren Zugang zu meinem Markenzeichen, der Schnalle, von mir bekommen – statt einem teuren Designerrock.

Marina Hoermanseders neuester Streich: eine Kooperation mit dem Schuhhersteller Buffalo.
Foto: Jeremy Moeller/ Buffalo

STANDARD: Geht in der Mode heute gar nichts mehr ohne Kooperationen?

Hoermanseder: Es geht sicher auch ohne. Der hohe Wiedererkennungswert meiner Schnalle aber macht es mir leicht, Kooperationen einzugehen. Für mich ist das genau die richtige Strategie. Solche Kooperationen entsprechen aber auch dem Zeitgeist. Wenn sich Adidas und Prada zusammentun, ist das ein gegenseitiges Befruchten und Vergrößern der Reichweite.

STANDARD: Sie selbst können Kooperationen auch nicht widerstehen?

Hoermanseder: Wenn ich privat im Drogeriemarkt ein Lippenbalsam von einem Label, das ich liebe, für 2,99 Euro kaufen kann, dann ist das der Clou.

STANDARD: Besteht nicht die Gefahr, dass die Kunden all der Kooperationen überdrüssig werden?

Hoermanseder: Ich bemühe mich darum, dass die Kommunikation nicht unangenehm wird. Klar gibt es Stimmen, die sagen, dass ich zu viel mache. Aber mit den Kooperationen habe ich die Möglichkeit, Produktwelten, die ich selber liebe, aufzumachen. Dann ist mir auch wurscht, wenn gesagt wird: Die Hoermanseder macht schon wieder das und jenes. Das ist mein Beruf und meine Einnahmequelle. Was wäre ich für eine Geschäftsfrau, wenn ich mir ein Limit an Einnahmequellen setzen würde?

Bereits im Jänner präsentierte die Modedesignerin die Kooperation während ihrer Show.
Foto: EPA/CLEMENS BILAN

STANDARD: Diesmal kooperieren Sie mit Buffalo. Als die Spice Girls Plateauschuhe getragen haben, waren Sie noch Schülerin. Haben Sie den Hype damals mitbekommen?

Hoermanseder: Na klar, ich habe damals darum gekämpft, diese Schuhe anziehen zu dürfen. Die gab es damals nur mit Plateau und hatten so ein Raver-Image. Meine Eltern meinten damals allerdings, ich müsse elegante, mädchenhafte Schuhe tragen. Ich hätte damals alles für diese Teile getan.

STANDARD: Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Paar?

Hoermanseder: Als sie vor einigen Jahren wieder auf den Markt gekommen sind, habe ich mir ein Paar in Neonpink gekauft. Damit habe ich mir einen Jugendtraum erfüllt. Ich habe sie natürlich erst recht bei meinen Eltern zu Hause getragen.

STANDARD: Gibt es eine Altersgrenze für diese Plateauschuhe?

Die Schuhe von Marina Hoermanseder gibt es in Österreich bei der Schuhkette Humanic.
Foto: Hersteller

Hoermanseder: Ich meine: weder Altersgrenze noch Stilgrenze. Bei unserem Launchevent in Berlin wurden sie auch von Männern getragen, das sah gut aus. Man darf allerdings nicht zu große Füße haben: Wir produzieren nur bis Größe 41.

STANDARD: Hat sich Ihre Mutter mittlerweile angefreundet mit dem Plateau?

Hoermanseder: Meine Mutter ist ein spezieller Fall. Sie trägt nie flache Schuhe. Selbst ihre Hausschuhe haben einen Absatz. Weil die Sneaker ein Plateau haben, mag sie sie, sie trägt die Modelle in Weiß.

STANDARD: Gibt's noch einen Kooperationspartner, von dem Sie träumen?

Hoermanseder: Ich würde wahnsinnig gern mal eine Interior- oder Möbelkollektion machen. So ein Polster mit einer beigen Lederschnalle drüber oder eine Vase, die aussieht wie ein Stretchskirt, das wäre großartig!

STANDARD: Wie steht's mit dem Babykosmos?

Hoermanseder: Wir sind schon in Gesprächen. Das ist zwar eine spitze Zielgruppe, aber eine gute Möglichkeit, eine neue Produktkategorie aufzumachen. (Anne Feldkamp, 21.9.2020)