Sandra Kreisler zieht den Hut vor dem Witz ihres Vaters Georg.

Foto: wortfront

St. Pölten – Der ursprüngliche Ankündigungstext der Bühne im Hof ist durchgestrichen, der ganze Plan zum dreißigsten Geburtstag durch die Pandemie auf den Kopf gestellt.

Trotzdem findet im Herbst wieder Kleinkunst statt, sogar mit einer Niederösterreich-Premiere: Denn obwohl Sandra Kreisler bereits seit 2003 mit ihrem Soloprogramm Kreisler singt Kreisler unterwegs ist, ist sie in St. Pölten damit zum ersten Mal zu Gast.

Die Schauspielerin, Sprecherin und Sängerin, die sonst mit Roger Stein als das Duo Wortfront neue Chansons des 21. Jahrhunderts performt, widmet sich in diesem Programm den unbekannten ihres Vaters Georg Kreisler. Dabei will sie nicht das Verwandtschaftsverhältnis, sondern die Künstlerpersönlichkeit in den Fokus stellen. Begleitet wird sie von dem Konzertpianisten David Holleber.

Traditionen neu denkt auch das fünfköpfige Ensemble Alma, indem es Volksmusik mit Klassik kombiniert. Drei Geigen (Julia Kacherstorfer, Evelyn Mair, Matteo Haitzmann), eine diatonische Harmonika (Marie-Theres Stickler) und ein Kontrabass (Marlene Lacherstorfer) spielen völlig frei im musikalischen Raum. Oder kunstwortig Frye, wie das Quintett sein Programm nennt.

Auf offener Bühne und anonym im Netz

Zwei Kabarettprogramme beschäftigen sich mit dem oft allzu frei Gesagten im digitalen Raum. Doppelklick von RaDeschnig wurde mit dem Österreichischen Kabarettpreis 2019 ausgezeichnet. In ihrem fünften Programm beschimpfen sich die Zwillingsschwestern direkt auf offener Bühne und doch liebevoll anonym im Netz.

Was man laut sagen darf und was nicht und wie ungefiltert Informationen im Internet wirklich sind, das hinterfragt Lisa Fitz in Flüsterwitz. "Er (der Flüsterwitz) könnte Menschen in Hörweite beleidigen, sensible Damenohren kränken oder so wahr sein, dass er Machthabern gefährlich wird", sagt Fitz. Das weiß die Kabarettistin nur allzu gut, musste sie sich doch erst letztes Jahr gegen Antisemitismusvorwürfe wehren. (kst, 18.9.2020)