Donald Trump präsentiert in der New Yorker Buchhandlung Barnes & Noble ein Buch, 11. April 1997.

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Washington – US-Präsident Donald Trump ist erneut eines sexuellen Übergriffs beschuldigt worden: Das ehemalige Model Amy Dorris warf Trump in einem Interview mit dem "Guardian" vor, sie während des Tennisturniers US Open in New York 1997 begrapscht und gewaltsam geküsst zu haben. Der Präsident ließ die Anschuldigungen über seine Anwälte zurückweisen.

"Er schob mir einfach seine Zunge in den Hals, und ich stieß ihn weg", schilderte Dorris den Vorfall in Trumps VIP-Suite. Dann habe der damalige Immobilienmogul sie fester umgriffen, sodass sie sich nicht mehr befreien konnte. "Seine Hände waren überall. Auf meinem Hintern, meinen Brüsten, meinem Rücken, überall", berichtete die 48-Jährige. Sie habe ihn aufgefordert aufzuhören, aber "das war ihm egal".

Fotos zeigen Dorris mit Trump

Das Ex-Model war zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Übergriffs 24 Jahre alt. Trump war damals 51 und mit seiner zweiten Frau Marla Maples verheiratet. Dorris legte dem "Guardian" mehrere Fotos vor, auf denen sie in Gesellschaft Trumps zu sehen ist. Zudem bestätigten mehrere Menschen aus ihrem Umfeld, dass sie ihnen damals von dem Vorfall erzählt habe.

Auf die Frage, warum sie sich in den Tagen danach weiterhin in Trumps Nähe aufhielt, antwortete Dorris: "Das passiert, wenn etwas Traumatisches passiert – man erstarrt." Sie habe sich nun entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen, da sie ein Vorbild für ihre Zwillingstöchter im Teenageralter sein wolle. "Ich bin es leid, dass er damit durchkommt", sagte Dorris.

Zeugen gesucht

Trumps Anwälte wiesen die Vorwürfe gegenüber der Zeitung zurück. Sie bezeichneten Dorris' Version als unglaubwürdig und erklärten, falls sich der Vorfall so zugetragen hätte, hätte es weitere Zeugen geben müssen.

Der Bericht sei grundlos, die Veröffentlichung heimtückisch. Man werde sämtliche rechtlichen Mittel in Erwägung ziehen, um den "Guardian" zur Rechenschaft zu ziehen, erklärte Jenna Ellis, eine Rechtsberaterin des Wahlkampfteams des Präsidenten. Die Zeitung erklärte, sie stehe zu ihrer Berichterstattung. Bemühungen, Dorris telefonisch für eine Stellungnahme zu erreichen, waren zunächst nicht erfolgreich.

Mehr als ein Dutzend Frauen haben Trump bereits sexueller Übergriffe beschuldigt. Vergangenes Jahr hatte die US-Journalistin E. Jean Carroll dem US-Republikaner vorgeworfen, sie in den 90er-Jahren in der Umkleidekabine eines Kaufhauses vergewaltigt zu haben. (APA, AFP, 17.9.2020)