Jeanine Áñez zog ihre Präsidentschaftskandidatur zurück.

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La Paz – Die bolivianische Übergangspräsidentin Jeanine Anez hat ihre Kandidatur für die Präsidentenwahl am 18. Oktober zurückgenommen. "Es ist kein Opfer, es ist eine Ehre", schrieb Anez auf Twitter am Donnerstagabend.

"Heute ziehe ich meine Kandidatur zu Ehren von Freiheit und Demokratie zurück. Was bei dieser Wahl auf dem Spiel steht, ist keine Kleinigkeit. Es geht wirklich um die Demokratie in Bolivien", erklärte Áñez. Demnach wollte sie mit ihrer Entscheidung vermeiden, dass sich die Stimmen im konservativen Lager auf zu viele Kandidaten verteilen, und so einen Sieg der linken MAS-Partei des ehemaligen Präsidenten Evo Morales verhindern.

Linker Kandidat in Umfragen vorn

Wenige Stunden zuvor waren die Ergebnisse einer Umfrage bekannt geworden, die Áñez nur auf dem vierten Platz gesehen hatte. Dagegen hatte MAS-Kandidat Luis Arce in Umfragen zuletzt geführt.

Die Wahl war nach den Unruhen nach der Präsidentenwahl vom 20. Oktober zunächst für den 3. Mai angesetzt und wegen der Corona-Pandemie mehrmals verschoben worden. Der damalige Präsident Morales war im Oktober auf Druck des Militärs zurückgetreten.

Ihm wurde Wahlbetrug vorgeworfen. In Bolivien übernahm daraufhin eine Interimsregierung mit der konservativen Interimspräsidentin Áñez die Amtsgeschäfte, die die Wahlen organisierten sollte.

Die Anhänger des linksgerichteten Morales sowie seine Verbündeten in der Region sprechen von einem Putsch. Der Ex-Präsident lebt derzeit im Exil in Argentinien. Weil er keinen ständigen Wohnsitz in Bolivien hat, wurde ihm die Kandidatur für einen Sitz im bolivianischen Senat gerichtlich untersagt. (APA, 18.9.2020)