Peter Hanke (rechts) mit Simone Grünberger-Wille und Friedrich Wille von Frey Wille.

Foto: C. Jobst/PID

Wien – Nun stehen sie endlich fest, die ersten Beteiligungen der Stadt Wien an Unternehmen. Gemeinsam mit weiteren Investoren hat die kommunale Gesellschaft "Stolz auf Wien" Anteile am Schmuckhersteller Frey Wille und am Mineralölhändler Adamol erworben. Doch das war – wenn es nach Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) geht – erst der Anfang. Er rechnet mit 60 bis 80 Betrieben, die sich an den städtischen Fonds wenden werden. Derzeit seien 30 Beteiligungen in der Pipeline.

"Stolz auf Wien" erwirbt dabei maximal 20 Prozent der Anteile um maximal eine Million, nach sieben Jahren soll der Ausstieg erfolgen. Sollten weitere Finanzierungsrunden erfolgen, kann das Vehikel eine weitere Million investieren, damit die Beteiligungshöhe nicht verwässert wird. Über einen Zeitraum von drei Jahren sollen die Zielgesellschaften keine Dividenden ausschütten und keine Mitarbeiter abbauen. Allerdings sei bei diesen Auflagen für eine gewisse Flexibilität gesorgt, erklärte Hanke.

Investoren ziehen mit

Die Stadt Wien stellt für das Projekt 20 Millionen Euro zur Verfügung, mit Partnern – vor allem Banken und Versicherungen – lag das Volumen bisher bei 60 Millionen Euro. Doch angesichts der Bereitschaft weiterer Investoren, Geld in Wiener Betriebe zu stecken, spricht Hanke von einer möglichen Aufstockung des Finanzrahmens auf 80 oder auch 100 Millionen Euro. Zu den frischen Co-Investoren zählen Privatpersonen wie Hanspeter Haselsteiner, Immobilienfirmen wie Immofinanz und S Immo sowie Stiftungen und die Raiffeisen Landesbank Steiermark.

Fokus auf Tourismus

"Stolz auf Wien" will nun einen Fokus auf die Bereiche Hotellerie und Gastronomie legen, die unter dem Tourismuseinbruch leiden. Wegen der neuen Reisewarnungen – neben generellen für Österreich haben Deutschland, Belgien und die Schweiz spezielle für die Bundeshauptstadt verhängt – werde sich die Lage weiter verschlechtern, ist Hanke überzeugt. Zudem wurde die Wiener Ballsaison vom zuständigen Komitee abgesagt. Offen ist noch die Abhaltung des Opernballs.

Selektion

Hanke betont, dass Kredite wegen zu geringer Eigenkapitalquote oft schwer zu bekommen seien, "das ist eine Hürde für die Expansion"."Stolz-auf-Wien"-Geschäftsführerin Barbara Forsthuber sagt, dass die Investments genau gescreent werden. Nach einer Vorselektion des Fonds untersucht ein Wirtschaftsprüfer Bilanzen und Verträge der Firmen, dann begutachtet noch ein Beirat die Betriebe. In der ersten Phase wurden zwölf Projekte ausgelotet, mit Frey Wille und Adamol zwei realisiert.

Klar sei, dass die Strategie mit Risiko behaftet sei, so Forsthuber. Sie rechnet damit, dass zehn bis 15 Prozent der Engagements scheitern könnten, also das investierte Geld verloren geht. (as, 19.9.2020)