Dass sein Team HC Strache den Einzug in den Wiener Gemeinderat nicht schafft, glaubt Heinz-Christian Strache nicht.

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Wien – Der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sieht die ihm drohende Kontenöffnung im Zuge der Spesenaffäre gelassen. Das sei "etwas, das ich jederzeit transparent zur Verfügung stelle", sagte er am Sonntag in der ORF-"Pressestunde". Der Spitzenkandidat des Teams HC beteuerte in allen Causen seine Unschuld.

"Ich glaube, das, was ich hier erlebt habe, hat überhaupt kein Politiker in der Zweiten Republik erlebt", meinte Strache über die Zeit nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos. Noch immer vermutet er dahinter einen "Prozess, der offenbar über Jahre lang von krimineller Organisation geplant gewesen ist", denn: "Man will offenbar nachhaltig jemanden auf dem politischen Parkett loswerden."

Strache sieht sich durch Ibiza-Video rehabilitiert

In der Spesenaffäre werde alles "verpanscht", beklagte sich Strache. So habe es zum einen bekanntlich genehmigte Ausgaben durch die FPÖ Wien gegeben. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, er habe auch private Ausgaben via Scheinrechnungen decken lassen, bestritt Strache ein weiteres Mal. So habe er etwa Nachhilfekosten für seine Kinder selbst gezahlt. Strache vermutet vielmehr ehemalige Mitarbeiter hinter den ihm vorgeworfenen Vorgängen.

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"Gott sei Dank" gibt es laut Strache nun auch die vollständige Transkription des Ibiza-Videos, habe man zuerst doch nur einen "manipulativen Zusammenschnitt" von "sogenannten investigativen Journalisten aus dem Ausland" gehabt. Nach wie vor sieht sich Strache durch die Aufnahme "rehabilitiert". Sichtbar werde hingegen immer mehr, "dass über das Ausland eine gut funktionierende Regierung weggesprengt worden ist".

Strache sieht keine Pandemie

"Sie sprechen von Pandemie. Bei den Zahlen, die ich sehe, die Basis evidenzbasierend sind, kann ich keine Pandemie erkennen", sagt Strache zur Corona-Krise. So meint er – entgegen anderen Zahlen –, dass fast alle der positiv getesteten Personen keine Symptome aufwiesen. Seiner Meinung nach würden auch "anerkannte Experten" als sogenannte Covidioten dargestellt. Die türkis-blaue Regierung betreibe eine "überzogene Angst- und Panikmache".

Dass eine Kandidatin des Teams HC für die Wien-Wahl antisemitische Parolen skandiert hatte, stört Strache nicht. Er habe eine "Dame" vernommen, die als "Bürgerrechtlerin eine coronakritische Demonstration organisiert hat", meinte er dazu. Wenn es heißt "Rothschild muss weg" oder "Rockefeller muss weg", handle es sich dabei auch um "Kapitalismuskritik". Das geschehe unabhängig von der Religion: "Das ist kein Antisemitismus."

Dass sein Team HC den Einzug in den Gemeinderat nicht schafft, glaubt Strache nicht. Ebenso wenig daran, dass es zu Anklagen in den ihn betreffenden Causen kommen werde.

Wiener Neos liebäugeln mit SPÖ

Ebenfalls in der "Pressestunde" zu Gast war der Wiener Neos-Chef Christoph Wiederkehr. Er würde die kommenden Jahre gerne mit der SPÖ in der Hauptstadt regieren. Das Bestreben seiner Partei, Kontrolle auszuüben, würde damit nicht eingeschränkt: "Am besten kann man in einer Regierung kontrollieren."

Es werde mit den Neos unter anderem volle Transparenz bei Jobausschreibungen oder Vergaben geben, beteuerte er: "Die Grünen waren da leider zu bequem." Diese hätten ihre Werte aufgegeben und seien von Aufdeckern zu Zudeckern geworden. "Die SPÖ braucht eine Koalitionspartner, der ihr ganz genau auf die Finger schaut.", sagt Wiederkehr über den möglichen Koalitionspartner.

Ludwig entsorgt für einen Tag lang Müll

Abseits der Pressestunde zeigt sich der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig in einem neuen, strahlend orangen Licht. Ludwig war im Sommer einen Tag lang mit dem Magistrat für Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark (MA 48) unterwegs.

"Ich bin stolz Bürgermeister einer Stadt zu sein, in der die kommunale Abfallentsorgung so reibungslos funktioniert", schreibt Ludwig nun auf seinem Facebook-Account und teilt Bilder des Tages. Sie zeigen unter anderem einen fröhlich winkenden Bürgermeister, der auf einem Müllauto mitfährt. (APA, red, 20.9.2020)