Moderator Jimmy Kimmel diesmal vor einem virtuellen Publikum.

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Auch ohneLangzeitabräumer Game of Thrones waren die diesjährigen Emmy Awards für manche eine blutarme Angelegenheit: Kein Red Carpet, kein Publikum, die Preisträger wurden zugeschaltet und sagten Dankesworte in die Kamera. Moderator Jimmy Kimmel ließ sich einen Anfangsgag nicht nehmen: Er sprach von "Pand-Emmys" und zunächst vor applaudierenden Stars – die Aufnahme stammte aus dem Vorjahr. Der Emmy Award ist der bedeutendste Fernsehpreis der USA.

Jimmy Kimmels Eröffnungsrede.
ABC

Superhelden

Die Sieger des Abends wurden denn auch nur zum Teil ihrer Favoritenrolle gerecht:

Erfolgreichste Serie des Abends mit elf Auszeichnungen wurde Watchmen. Die HBO-Superheldensaga um Regina King ging als klarer Favorit ins Rennen und wurde prompt beste Serie. King darf sich fortan beste Hauptdarstellerin nennen.

Als Überraschungssieger des Abends ging die kanadische Serie Schitt’s Creek von Pop TV hervor. Neun Auszeichnungen gab es, darunter für Drehbuch, Regie und die Hauptdarsteller Catherine O’Hara und Eugene Levy. In der schrägen Serie geht es um eine vormals reiche Familie, die ihr Vermögen verloren hat und in einem heruntergekommenen Motel lebt.

Sieben Emmys räumte Succession ab. In der Serie geht es um einen Medienmogul und seinen Tross – gut erkennbar Rupert Murdoch mit Familie.

Disney+ schaffte mit The Mandalorian ebenfalls sieben Emmys. Der Medienriese stieg vergangenen November mit der hochdotierten Serie aus dem Star Wars-Universum ins Streamingbusiness ein. Apple TV+ musste sich mit einer Auszeichnung zufriedengeben. Billy Crudup holte eine Emmy für seine Nebenrolle in The Morning Show.

Foto: Invision for the Television Acad

Große Erwartungen knüpften sich an die Netflix-Serie Unorthodox. Die Miniserie unterstreicht die Serienkompetenz Deutschlands. Unorthodox folgt dem Bestseller Deborah Feldmans, die ebenso in Berlin lebt wie die US-Showrunnerin Anna Winger, die gemeinsam mit Alexa Karolinski das Drehbuch schrieb. Regie führte Maria Schrader (Vor der Morgenröte). Sie erhielt einen Emmy für die beste Regie in einer Miniserie. "Ich bin sprachlos", sagte die auch als Schauspielerin bekannte 54-Jährige in der Live-Schalte, umgeben von einigen Mitgliedern des Teams.

Erfolgreichster Anbieter von Serien war einmal mehr HBO mit 30 Awards, gefolgt von Netflix mit 21 Auszeichnungen. Die ungewöhnliche Zeremonie bot viel Platz für Kritik im Allgemeinen und Speziellen: Seinen ausdrücklichen "Nichtdank" sprach Produzent und Drehbuchautor Jesse Armstrong bei der Bekanntgabe des Preises für die beste Dramaserie an Succession aus.

And the Emmy goes to ...
Die deutsche Regisseurin Maria Schrader (Mitte)Doris Priesching
freut sich mit ihrem Team für den Emmy-Regiepreis für die Serie "Unorthodox".
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Der "Nichtdank" gehe an das Virus und an Donald Trump und Boris Johnson für deren "lausige und unkoordinierte Antwort" darauf, sagte er. Ein "Nichtdank" gehe auch an alle Nationalisten auf der Welt und "an alle Medienmogule, die sie an der Macht halten", erklärte der Brite in Anspielung auf Murdoch.

Ungewöhnliche Einblicke brachte die diesjährige Verleihung durch die Zuschaltungen der Stars: Die präsentierten sich aus ihren privaten Räumen und offenbarten mitunter bescheidene Geschmackssicherheit in Einrichtungsfragen. Ein Umstand, über den sich in sozialen Medien genussvoll diskutieren ließ. (Doris Priesching, 21.9.2020)