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Bei Influenza sind Kinder erwiesenermaßen ein Motor für Infektionen, sie bringen die Influenza aus der Schule oder dem Kindergarten mit und stecken ihre Eltern und Großeltern an.

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Die Corona-Pandemie ist eine Zeit der Verunsicherung. Mit der beginnenden Erkältungssaison gibt es jedoch Fakten, auf die man sich verlassen kann. Zum Beispiel: Die Influenza ist eine gefährliche Erkrankung mit Corona-ähnlichen Symptomen. Weil es die Möglichkeit gibt, sich durch eine Impfung davor zu schützen, sollte man dies in dieser Saison nutzen.

Im Gegensatz zum neuen Coronavirus weiß die Medizin viel über die echte Grippe. "Influenza und Corona fallen dieses Jahr zusammen, eine besondere Herausforderung", so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Kinder als Virenschleudern

In der Saison 2019/20, also noch vor der Corona-Pandemie, erkrankten 300.000 Personen in Österreich an Influenza, es gab über 1000 Todesfälle. Auch bei Kleinkindern gibt es wesentlich mehr schwere Verläufe als bei einer Corona-Infektion und sogar Todesfälle. "Vor allem sind Kinder erwiesenermaßen hauptverantwortlich für die Verbreitung des Virus", betont die Infektiologin Ursula Wiedermann-Schmidt von der Med-Uni Wien. Das heißt: Sie geben die in den Kindergärten und Schulen eingefangenen Influenzaviren an die Großeltern weiter – und diese sind es dann, die schwere Verläufe mit Lungenentzündungen entwickeln.

Österreich hat mit acht Prozent eine im internationalen Vergleich traditionell niedrige Impfrate. "Das hoffen wir zu verändern", sagt Anschober und setzt darauf, dass die Menschen die Sinnhaftigkeit der Impfung heuer verstehen. Ab Mitte Oktober werden 350.000 Dosen für die Gratis-Kinderimpfung gegen Influenza bereitstehen.

Herdenimmunität

"Eltern, die ihr Kind impfen lassen wollen, müssen sich über ihre Kinderärzte dafür anmelden", sagt der Grazer Kinderarzt Hans Jürgen Dornbusch von der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. In der Apotheke wird der Kinderimpfstoff nicht abgegeben. Würde man es schaffen, 40 Prozent der Zwei bis Zehnjährigen zu impfen, dann würden diese die Älteren nicht mehr anstecken und damit die Sterblichkeit in dieser Gruppe um 56 Prozent senken, rechnet Wiedermann-Schmidt vor und beschreibt damit die Herdenimmunität.

Es wird zwei unterschiedliche Impfstoffe geben, der per Spritze verabreichte für Säuglinge ab dem sechsten Lebensmonat wird Mitte Oktober kommen, der Nasenspray für die Zwei- bis 15-Jährigen Mitte November. "Eine Impfung ist mit dem Anlegen von Winterreifen beim Auto vergleichbar, es ist ein zusätzlicher Schutz", so Dornbusch.

Auch Erwachsene

Darüber hinaus empfehlen die Experten unisono auch den Erwachsenen die Influenza-Impfung. "Wir haben die ärztlichen Fachgrenzen aufgehoben", sagte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres, Eltern können sich etwa beim Kinderarzt mitimpfen lassen. Für Erwachsene gibt es zwei unterschiedliche Impfstoffe, die sie sich – wenn nicht vom Arbeitgeber vorgesehen – in der Apotheke besorgen müssen.

Insgesamt stehen in Österreich 1,3 Millionen Impfdosen zur Verfügung. Besonders sinnvoll wäre es, so die Infektiologin Wiedermann-Schmidt, wenn sich das Gesundheitspersonal impfen ließe, weil in den Spitälern und Ordinationen besonders viele Menschen mit gesundheitlichen Problemen zusammenkommen. Zudem seien vor allem Ältere und Schwangere durch schwere Verläufe der echten Grippe gefährdet. Doch allen Experten ist auch klar: Möglicherweise wird es zu einer Impfstoffknappheit kommen.

Knappheit bei Impfstoffen

Momentan sei die Nachfrage sehr groß, "aber wenn es dann so weit ist, sich impfen zu lassen, wird die Bereitschaft wieder sinken", glaubt Rudolf Schmitzberger, Impf-Referent der Österreichischen Ärztekammer und selbst Kinderarzt. Er ist daher der Meinung, dass der bestellte Impfstoff reichen wird. "Wenn wir die Impfrate verdoppeln, ist das schon sehr gut", sagt er. Würde der Impfstoff aufgebraucht, wäre das eine Verdreifachung.

Mehr hätte Gesundheitsminister Rudolf Anschober auch gar nicht bestellen können, denn der Impfstoffbedarf berechnet sich immer am Impfstoffverbrauch des Vorjahres. Den Influenza-Impfstoff wurde vom Gesundheitsministerium bereits im September 2019 geordert, also zu einem Zeitpunkt, als das Corona-Virus noch überhaupt kein Thema war. Die Kinderimpfdosen hat Anschober erst im Nachhinein dazu bestellen können.

Die Hoffnung der Experten ist auch, dass durch den Mund-Nasen-Schutz und die Hygieneregeln die viralen Infektionszahlen insgesamt sinken. In Australien, wo die Influenza immer früher kursiert, sei dieser Effekt zu beobachten. (Bernadette Redl, Karin Pollack, 21.9.2020)