Die eigentliche, für März geplante internationale Fahrpräsentation in Barcelona fiel Corona zum Opfer. Macht nichts, holen wir die wesentlichen Daten und Fakten anlässlich erster Testeindrücke nach. Inzwischen liegen ja genügend Äußerungen vom analogen und digitalen Stammtisch vor, die aus der neuen Dreierriege Golf VIII, Octavia und Leon dem Škoda und dem Seat gegenüber dem VW gewisse Designhoheit attestieren.

Über Geschmack lässt sich trefflich streiten, also belassen wir es bei der Beobachtung, dass zum Seat bisher kaum abfällige Urteile vorliegen. Und Octavia ist gleich ein Stichwort, das uns zur neuen Größenordnung des rassigen Katalanen führt.

36 Millimeter länger und drei flacher als bisher, das verleiht dem Leon schon grundsätzlich ein dynamischeres Erscheinungsbild – drinnen gibt’s mehr Platz.
Foto: Stockinger
Daraus ergeben sich selbstverständlich großzügigere Platzverhältnisse im Innen- und Kofferraum, Letzteres aber nur beim Kombi.
Foto: Stockinger

Mit 4,37 m Länge und 2,69 m Radstand (Golf: 4,28 und 2,62 m) ist er deutlich gewachsen, fast neun Zentimeter von ganz vorn bis ganz hinten und fünf mehr zwischen den Achsen. Damit schert er erstmals aus dem gewohnten abmessungstechnischen Synchronballett mit dem Golf aus und schwenkt, siehe Radstand, auf Octavia-Kurs ein. Es habe, hört man hinter vorgehaltener Hand aus der Seat-Ecke, einiger Überzeugungsarbeit bedurft, dies in Wolfsburg durchzusetzen.

Daraus ergeben sich selbstverständlich großzügigere Platzverhältnisse im Innen- und Kofferraum, Letzteres aber nur beim Kombi.

Empfehlungen vom Leon

Aus der breiten Antriebspalette (inkl. Cupra Leon) interessierte uns am meisten jene Motorisierung, die schon beim Golf einigermaßen bei Verbrauch und Spritzigkeit verblüfft hat, nämlich der 48-Volt-Mildhybrid mit 150 PS. Diesen eTSI konnten wir uns im Fünftürer bereits genauer ansehen – wobei sich die im Golf gewonnenen Resultate bestätigten. Bei einem WLTP-Wert von 5,8 bis 6,7 l / 100 km kamen wir auf gradaus sechs Liter, das liegt auf Augenhöhe etwa zum Testverbrauch des Diesel-2er-BMWs, und denen wird ganz allgemein gern besondere Knausrigkeit nachgerühmt.

Besonders zu überzeugen vermag die 40-Volt-Mildhybrid-Version, sie zeichnet sich im realen Autoleben durch Verbrauchs werte aus, die bisher nur der Diesel erreichte.
Foto: Stockinger
Grafik: Der Standard

Wir fügen den Erläuterungen von Guido Gluschitsch im Golf-Bericht nur ein paar ergänzende Beobachtungen hinzu, technisch sind beide ja identisch. Bist du zum Beispiel antriebslos unterwegs, drängt sich zweierlei auf. Ist die Fahrbahn vor dir leer, rollt der Wagen im Segelbetrieb, völlig verbrauchsfrei. Registrieren die Sensoren ein Fahrzeug voraus, wird sanft verzögert und die rekuperierte Energie in die etwas sperrig unterm Beifahrersitz situierte Batterie eingespeist. Außerdem: Nähert man sich einer Kreuzung oder einem Kreisverkehr, empfiehlt der Leon diskret: Fuß vom Gas.

Das beeinträchtigt kaum die eigenen Fahrgewohnheiten, bringt aber in Summe den Spritkonsum in für Benziner erstaunlich moderate Regionen. Fünfeinhalb Liter gehen locker, unsere sechse resultierten aus viel flott bewältigter Autobahn, schließlich war während des Tests auch ein Arbeitsassistenzeinsatz im Collio zu bewerkstelligen, Conte Micheles Latifundien wollten ergänzt werden durch ein Gartenhäuschen.

Dabei zeigte sich der Leon auch ausgesprochen langstreckenkompatibel. Auch nach stundenlanger Fahrt steigt man frisch und entspannt aus, Sitze und Fahrwerk sind auch in dieser Hinsicht tadellos.

Im Innenraum aufgefallen ist uns noch, dass die Designer vorn einen skulpturalen Ansatz gewählt haben, mit auch materialmäßig voneinander abgesetzten Zonen. Weniger gefällig, aber heute immer üblicher: Weiter unten wird enorm viel Rinde vom Hartplastikbaum verbaut. (Andreas Stockinger, 23.9.2020)