Das neue Lager liegt nahe am Strand. Die allermeisten jener etwa 12.000 Menschen, die durch den Brand im Lager Moria am 9. September obdachlos geworden waren, wurden mittlerweile in dem rasch aufgebauten Zeltlager in Kara Tepe etwas außerhalb der Stadt Mytilini auf Lesbos untergebracht. Laut den griechischen Behörden sind bereits rund 10.000 Flüchtlinge und Migranten in die Sechs-Personen-Zelte, die vor allem für Familien geeignet sind, eingezogen.

Jeder, der in das neue Zentrum kommt, wird auf Covid-19 getestet. 214 Personen wurden positiv getestet und in eine Quarantänestation gebracht. Sowohl das UN-Flüchtlingshilfswerk UNCHR als auch die Polizeibehörden haben es mittlerweile zuwege gebracht, dass nach dem Brand wieder Ordnung und Ruhe einkehren.

Das neuerrichtete Lager Kara Tepe auf Lesbos.
Foto: EPA / Vangelis Papantonis

Polizeikordon aufgelöst

Einige Hundert Migranten und Flüchtlinge wurden von einer privaten Organisation in einem Zentrum untergebracht. Auch die Straße, die von Mytilini in den Norden der Insel führt, wurde wieder geöffnet, der Polizeikordon aufgelöst. Auf dieser Straße hatten Migranten und Flüchtlinge mehr als eine Woche verbracht, nachdem das Lager Moria durch Brandstiftung zerstört worden war.

Viele Migranten und Flüchtlinge waren zunächst nicht in das neue Zeltlager gezogen, weil sie gehofft hatten, mit dem Schiff aufs Festland gebracht zu werden oder sogar nach Deutschland kommen zu können. Einige Migranten hatten im Lager Moria Feuer gelegt, weil sie nicht bereit waren, in die Quarantänestation zu gehen. Wie durch ein Wunder wurde niemand durch den Brand verletzt.

Rund 9.000 Menschen sind bereits in das neue Lager gezogen.
Foto: EPA / Vangelis Papantonis

Neues Aufnahmezentrum

Das neue Lager in Kara Tepe ist allerdings nur ein Provisorium. Die griechische Regierung plant bereits seit langer Zeit, ein neues Aufnahmezentrum auf Lesbos zu bauen. In einem Videogespräch sprachen am Freitag der griechische Premier Kyriakos Mitsotakis, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel über das neue Aufnahmezentrum. Dieses soll ein geschlossenes Zentrum sein. Das Lager Moria, das zerstört wurde, war ein offenes Camp – bis auf jene Leute, die sich in Schubhaft befanden, konnten alle ein- und ausgehen.

Indes war auch im Migrationslager auf Samos Feuer ausgebrochen. Die Polizei hat einen 42-jährigen Syrer und einen 20-jährigen Mann aus Gambia festgenommen. Den Behörden zufolge sollen die beiden einigen anderen Migranten im Lager SMS und Facebook-Nachrichten geschickt haben, wonach sie das Lager in Brand setzen sollten. Die griechischen Behörden hatten bereits zuvor große Sorge geäußert, dass die Brandstiftung in Moria Nachahmer finden könnte. (Adelheid Wölfl, 21.9.2020)