An der Stelle, an der Demonstranten am Sonntag eine goldglänzende Plakette festzementiert hatten, klaffte am Montagmorgen bereits wieder ein Loch im Asphalt. Grund dafür war die Inschrift darauf: "Dieses Land gehört dem Volk und ist nicht das Eigentum des Königs." Die Plakette war unweit des Großen Palasts in Bangkok angebracht worden, der alten Residenz der königlichen Familie. Es war eine symbolische Geste: Eine ähnliche Plakette war im Jahr 1932 angebracht worden, um das Ende der absoluten Monarchie in Thailand zu markieren. Mit dem Amtsantritt von König Vajiralongkorn war diese Plakette verschwunden.

Die bereits wieder entfernte Gedenkplakette.
Foto: EPA / Rungroj Yongrit

Die Scheibe wurde konfisziert, gegen die Demonstranten, die sie in den Boden eingelassen hatten, wird nun ein Justizverfahren angestrebt. In Thailand stehen auf Majestätsbeleidigung bis zu fünfzehn Jahre Haft. Die Protestierenden verbreiten unterdessen Bilder und Illustrationen der Plakette in den Sozialen Medien und wollen weitere Kopien anfertigen lassen.

Der runde Gedenkstein war im Zuge einer Demonstration am Wochenende verlegt worden, an der etwa 30.000 Menschen teilgenommen hatten. Die Proteste in Thailand dauern seit zwei Monaten an. Die Demonstrierenden fordern den Rücktritt des Ministerpräsidenten und ehemaligen Militärs Prayut Chan-O-Cha und stellen die machtvolle Position des Königshauses in Frage.

Von Studenten getragene Proteste

Die Proteste werden großteils von jungen Menschen getragen, insbesondere von Studierenden der renommierten Thammasat-Universität in Bangkok. Das Herzstück der Protestbewegung bilden drei Forderungen: Die Auflösung des Parlaments, keine Einschüchterung von Bürgerinnen und Bürgern sowie eine neue Verfassung. Zu den Anführern der Bewegung zählen der Student Parit Chiwarak, Spitzname "Penguin", und die Studentin Panusaya Sithijirawattanakul. Mit der Zeit wurden die ursprünglichen Forderungen durch immer stärkere Kritik an der Monarchie ergänzt.

Die Aktivisten Parit Chiwarak (links) und Panusaya Sithijirawattanakul (Mitte).
Foto: EPA / Narong Sangnak

Mitte August verlas die Protestführerin Sithijirawattanakul darum neue Forderungen: Die Immunität des Königs solle aufgehoben, seine Finanzen offengelegt und Kritik an ihm nicht mehr verfolgt werden. Unter Thailands Lèse-Majesté-Gesetz stehen kritische Äußerungen gegenüber der königlichen Familie oder der Monarchie im Allgemeinen unter Strafe. Majestätsbeleidigungen werden dabei jedoch auf Anzeige von Privatpersonen hin verfolgt, was laut Kritikern häufig genutzt wird, um politische Gegner mundtot zu machen. Das Engagement der Demonstranten ist bei dieser Gesetzeslage riskant – Parit Chiwarak werden derzeit 18 Straftaten angelastet, und auch Panusaya Sithijirawattanakul steht wegen der von ihr verlesenen Forderungen heftig in der Kritik. (Ricarda Opis, 21.09.2020)