Von der Erbschuld geplagt: Peter Bocek, Maria Fliri, Marion Freundorfer (v. li.).

Marc Mosman

Eigentum verpflichtet, heißt es, oder weniger handzahm: Eigentum ist Diebstahl. Fest steht, dass geltende Erbschaftsregeln eine Vermögensgerechtigkeit verhindern helfen. Studien weisen nach, dass das Erben der entscheidende Faktor für das soziale Ranking ist, und dieser wird sich in einer überalterten Gesellschaft noch verstärken. Einfach gesagt, wer nicht erbt, hat wenig Chancen. Wer viel erbt, hat aber auch Probleme.

Diesem politisch ungelösten Dilemma hat das Ensemble dieheroldfliri in einer Koproduktion mit dem Kosmos-Theater Wien ein Theaterstück gewidmet. Kind. Erbe. Reich spielt das Moment des Erbens und Erblassens in einer glitzernden Show temperamentvoll durch (Text und Regie: Barbara Herold). Eine über kabarettistischen Zynismus hinausgehende Herangehensweise findet der Abend aber nicht.

Auf einer von einem Goldlametta-Vorhang eingefassten Money-Maker-Bühne (Ausstattung: Caro Stark) markiert das dreiköpfige Schauspielerteam (Peter Bocek, Maria Fliri und Marion Freundorfer) Erbszenen und ihre Folgen. Kaum sind die Pompfuneberer abgezogen, weicht der Goldregen Einblicken in skurrile Erbfälle.

Ethik- und Fischfonds

So stellt etwa eine Katze ihr Ansinnen als Haupterbin vor: Zitzenvergrößerung! Oder tut eine Erbermittlerin voyeuristische Details aus ihrem Beruf kund. Weiter geht es zum Duell der Vermögensberater. Da verirrt sich zwischen Ethik- und Nachhaltigkeitsfonds auch ein Fischfond (weil ja Katze). Und eine Selbsthilfegruppe von Großerben ("reicher Richard", "liquider Ludwig" etc.) leidet in wechselnden Strickpullovern auf ihrem Niveau.

Alles ist hier einfach gestrickt. Sogar ein echter Kuchen muss herhalten, um das Kuchendiagramm des österreichischen Erbschlüssels drastisch zu veranschaulichen. Theaterarbeiten wie diese, die sich vorab als "Plädoyer für ..." verstehen, zieht meist die Last der Message zu Boden. Und natürlich gibt es mit Testament von She She Pop ein Meisterwerk, an das man nicht so schnell herankommt. (afze, 21.9. 2020)