Der Herbst wird hart, davon geht man in der Fitnessbranche aus.

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Die Aufregung war in den vergangenen Tagen in der Sport- und Fitnessbranche groß. Die angekündigte und mit Montag, 0 Uhr in Kraft getretene Verschärfung der Gesetzeslage würde auch die von der Pandemie ohnehin gebeutelte Branche treffen. Wie genau, das wurde auch am Montag noch in diversen Facebook-Gruppen diskutiert und von Anwälten recherchiert.

Was nun laut Informationen des Sportministeriums für Indoor-Fitnesskurse gelten soll: Pro Trainingsgruppe sind nur noch zehn Personen (plus Trainer) zugelassen. Allerdings dürfen zwei oder mehr Trainingsgruppen zu jeweils maximal zehn Personen gleichzeitig trainieren, "solange gewährleistet ist, dass es zwischen den Trainingsgruppen zu keiner Vermischung kommt", heißt es auf der Webseite des Sportministeriums.

Manche legen die Verordnung aber anders aus, wie ein Rundruf des STANDARD ergibt: Denn im Paragraf 8 der Corona-Lockerungsverordnung, in dem es um Sport geht, wurde mit der Verschärfung so gut wie nichts geändert. Die nunmehr geltende Zehn-Personen-Beschränkung findet sich dafür in Paragraf 10, wo es allerdings um Veranstaltungen geht. Das Gesundheitsministerium betont, dass der Veranstaltungsbegriff auch für Freizeitaktivitäten gilt. "Wir sind eine Sportstätte und kein Veranstaltungsort", erklärte aber ein Studiobetreiber dem STANDARD. Daher werde man ab kommender Woche auch wieder eine Maximal-Gruppengröße von 16 Personen erlauben.

Andere halten sich strenger an die Vorgaben. "Chaos pur" seien die letzten Tage gewesen, berichtet Hannes Woschner, Geschäftsführer des Functional-Fitness-Studios Five in Wien. Die Lage habe sich zuletzt jeden Tag geändert, mit der Regelung, dass wenigstens mehrere Gruppen in einer Halle trainieren dürfen, sei sie aber zumindest entschärft worden. "Das rettet uns den Hals, weil damit können wir noch eine gewisse Anzahl an Personen unterbringen", sagt Woschner.

Eigenes Hygienekonzept

Besonders schwierig stellt sich die Situation für kleinere Studios dar, die ausschließlich Fitnesskurse anbieten. Im regulären Fitnesscenter, in dem Besucher individuell trainieren, gilt die Zehn-Personen-Grenze nicht. Diese Ungleichbehandlung wird in der Branche heftig kritisiert.

"Wir hatten früher 36 bis 38 Bikes in unseren Studios", heißt es auch beim Wiener Fitness-Anbieter Supercycle auf Anfrage, die Situation jetzt sei "wahnsinnig bitter", vor allem weil man ohnehin ein eigenes Hygienekonzept entwickelt habe und die Lüftungsanlage die Luft bis zu zehn Mal pro Stunde komplett austausche.

Von Verdachtsfällen oder sogar positiven Corona-Tests können viele Fitness-Anbieter längst ein Lied singen. Eine Besucherin im F45-Studio in Wien gab in einer Whatsapp-Nachricht an, positiv zu sein. Die Folge: 70 Personen, die mit ihr beim Sport Kontakt gehabt hatten, wurden privat getestet – sie waren alle negativ. Ein Studio im ersten Bezirk hat derzeit wegen einer Häufung von Corona-Fällen überhaupt geschlossen.

Generell würden die Trainierenden mit dem Herbst und den steigenden Corona-Zahlen nun aber wieder vorsichtiger werden, bemerkt Hannes Woschner: "Die Leute sind jetzt sehr sensibilisiert." Daher gelte auch, sich an sämtliche verordneten Maßnahmen zu halten – auch wenn diese eben Interpretationsspielraum zulassen. "Sonst wird man schnell als Corona-Leugner abgestempelt."

Die Branche stellt sich auf einen schwierigen Herbst und Winter ein. "Eigentlich wäre es uns lieber, wenn man die Studios ganz schließt", meint ein Betreiber daher auch zum STANDARD. Wirtschaftlich sei der Betrieb so ohnehin nicht mehr. (zof, 22.9.2020)