Der Weg ins Unglück hat viele Facetten, auch und gerade der vorhersehbare Weg ins Unglück.

Am Sonntag konnte man im ORF bei drei Beiträgen schön erkennen, welche soziokulturellen Formen blanke Realitätsverweigerung annehmen kann. Am Vormittag war aus irgendwelchen Gründen Herr H.-C. Strache in der "Pressestunde" eingeladen und gab dort den Satz "Ich kann keine Pandemie erkennen!" von sich. Das ist sein Problem, aber die Frage ist, warum der ORF einem solchen Obskurantismus eine Bühne bieten muss.

Auf den Wiener Märkten ist wegen der steigenden Coronavirus-Fallzahlen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes vorgeschrieben.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Am Abend sah man dann zwei Varianten der Corona-Rezeption in der österreichischen Bevölkerung. Der eine Beitrag zeigte eine nette Burgenländerin, die sich ganz lieb freute, dass sie am letzten Tag vor den neuen, strengeren Verhaltensregeln noch im größeren Familienkreis im Wirtshaus eine Erstkommunion feiern konnte.

Wenig später sah man auf der Salzburger Partymeile inmitten von Scharen von Nichtabstandhaltern einen jungen Mann mit Migrationshintergrund, der trotzig in die Kamera sagte: "Das Thema Corona interessiert mich nicht so. Ich lebe mein Leben!" Dass sich das Virus aber für ihn interessieren könnte, ist ihm – und vielen anderen Mitfeiernden, Migrationshintergrund oder nicht – anscheinend (noch?) nicht aufgegangen.

Klar, jeder will sein Leben leben. Ohne Verbote. Gerade die Jungen. Aber es gibt kein Verbot, den Verstand einzuschalten. (Hans Rauscher, 21.9.2020)