Die USA haben ehrgeizige Pläne mit dem Mond. Unter anderem geht es auch um Ressourcengewinnung.
Illustr.: Nasa

Washington – Am 12. Dezember 1972 setzte der US-amerikanische Astronaut Harrison H. Schmitt, Pilot der Mondfähre von Apollo 17, als bisher letzter Mensch seinen Fuß auf den Mond. Der Kommandant von Apollo 17, Eugene Cernan, war der letzte Raumfahrer, der die Oberfläche des Erdtrabanten zwei Tage danach verließ. 52 Jahre später wollen die USA erstmals wieder Menschen zum Mond bringen. Die Umsetzung der ehrgeizigen Pläne ist bereits weit gediehen, und auch die Kosten der riskanten Reise scheinen nun festzustehen. Nasa-Chef Jim Bridenstine befürchtet allerdings, dass ihm die Politik noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte.

Für 28 Milliarden Dollar zum Mond

Für den 2024 angestrebten Mondflug braucht die US-Raumfahrtbehörde in den kommenden fünf Jahren nach eigenen Angaben 28 Milliarden Dollar (knapp 24 Milliarden Euro). Allein 16 Milliarden Dollar davon werde voraussichtlich die noch in der Planungsphase steckende Mondlandefähre kosten, sagte Bridenstine am Montag.

Sollte der US-Kongress bis Weihnachten die erste Tranche in Höhe von 3,2 Milliarden Dollar bewilligen, könne das umstrittene Zeitziel 2024 eingehalten werden. Im März 2019 hatte die US-Regierung auf Anordnung von Präsident Donald Trump die ursprünglich für 2028 geplante nächste bemannte Mond-Mission um vier Jahre vorgezogen. Unter den Astronauten soll erstmals auch eine Frau sein. Experten halten das Ziel 2024 allerdings für sehr ehrgeizig.

Zeitplan

Laut den bisher veröffentlichten Zeitplänen soll die Rückkehr von Menschen zum Mond folgendermaßen ablaufen: Schon nächstes Jahr könnten die einzelnen Komponenten im Rahmen der unbemannten dreiwöchigen Artemis-1-Mission getestet werden. Dabei soll das Space Launch System (SLS) das Raumschiff Orion mit dem angekoppelten Servicemodul ESM in den Erdorbit bringen, von wo aus es Richtung Mond aufbricht und diesen mehrmals umrundet. Artemis 2 soll 2023 folgen, 21 Tage dauern und vier Astronauten auf einer elliptischen Flugbahn einmal um den Mond herumfliegen. Dabei geht es vor allem um den ausführlichen Test der Lebenserhaltungssysteme von Orion.

Artemis 3 schließlich ist für 2024 eingeplant, obwohl der genaue Ablauf noch nicht endgültig festgelegt wurde. Zu diesem Zeitpunkt sollen bereits erste Bestandteile des Lunar Orbital Platform-Gateway im Erdorbit von privaten Raumfahrtunternehmen zusammengefügt worden sein. Bei der Mission ist ein Andocken an das Gateway vorgesehen sowie die Landung von zwei Astronauten im Krater Shackleton am Südpol des Mondes. Insgesamt soll die Mission weniger als 30 Tage dauern. Im Rahmen von Artemis 4 bis 8 (2025 bis 2028) sollen weitere bemannte Mondlandungen und der Ausbau der Orbitalstation erfolgen.

Die Mondpläne der Nasa zwischen 2021 und 2030.
Illustr.: Nasa

Politische Risiken

Unter Verweis auf die bevorstehenden Präsidentschafts- und Kongresswahlen im November betonte Bridenstine erneut, dass "politische Risiken" oft die größte Bedrohung für die Arbeit der Nasa darstellten. So sagte Trumps Vorgänger Barack Obama die Pläne für eine bemannte Marsmission ab, nachdem dessen Vorgänger bereits Milliarden für das Projekt ausgegeben hatte. Die nun vom Nasa-Chef bezifferten 28 Milliarden Dollar würden die Haushaltsjahre 2021 bis 2025 abdecken.

In der Telefonkonferenz mit Journalisten schloss Bridenstine erneut eine Rückkehr zu den Landeplätzen der früheren Apollo-Missionen aus. "Um es klar zu sagen, wir fliegen zum Südpol", bekräftigte er. Etwas anderes stehe nicht zur Debatte.

Als Zwischenstation für die Landung auf der Mondoberfläche soll das Lunar Orbital Platform-Gateway dienen.
Illustr.: Nasa

Wichtige Entscheidungen

Derzeit konkurrieren drei Unternehmen um den Bau der Mondlandefähre. Dabei mischen auch Amazon-Chef Jeff Bazos und Elon Musks Space X mit. Anfang des kommenden Jahres soll laut Nasa eine erste Auswahl getroffen werden. Auch die europäische Weltraumbehörde Esa ist an dem Projekt beteiligt. Sie steuert das Servicemodul (ESM) für die US-Raumkapsel Orion bei.

Die erste noch unbemannte Mission, Artemis 1, mit der derzeit noch in der Testphase befindlichen Rakete SLS und dem Raumschiff Orion ist für November 2021 geplant. Artemis 2 soll dann zwei Jahre später Astronauten um den Mond herumschicken. Erst Artemis 3 soll dann tatsächlich mit Astronauten auf dem Erdtrabanten landen. Geplant ist ein einwöchiger Aufenthalt mit bis zu fünf Außeneinsätzen.

Nach den Worten von Bridenstine steht die Mission vor ganz neuen wissenschaftlichen Aufgaben. Während der Apollo-Ära "dachten wir, der Mond sei knochentrocken. Jetzt wissen wir, dass es viel gefrorenes Wasser gibt, und wir wissen, dass es sich am Südpol befindet". (red, APA, 22.9.2020)